Eine Sprecherin des Außenministeriums in Berlin erklärte Anfang der Woche vor Journalisten, dass Russland für erneute Cyberangriffe auf den Deutschen Bundestag verantwortlich sei. Der Bundesregierung liegen angeblich verlässliche Informationen vor, wonach Aktivitäten der Hackergruppe „Ghostwriter“ auf Cyber-Akteure des russischen Staates beziehungsweise des russischen Militärgeheimdienstes GRU zurückzuführen sind. Deutsche Regierungsvertreter seien besorgt, nachdem in der vergangenen Woche Mitglieder des Bundestages und der Kommunalparlamente angegriffen wurden.
Schwächung der NATO
Für Russland und seine Geheimdienste ist die Tatsache, dass in Deutschland nach 16 Jahren nun ein neuer Kanzler oder eine neue Kanzlerin regieren wird, eine günstige Gelegenheit, schädlichen Einfluss auszuüben und Chaos zu stiften. Der russischen Regierung ist es in der Regel egal, wer an der Macht ist. Ihr eigentliches Ziel ist es, Chaos und Verwirrung zu stiften und im Vorfeld einer wichtigen Wahl Desinformationen zu verbreiten, insbesondere gegen NATO-Mitgliedsstaaten wie Deutschland.
Politiker sind nach wie vor ein bevorzugtes Ziel für Phishing- und Spear-Phishing-Kampagnen, da sie Zugang zu sensiblen Informationen haben und ein gezieltes Leck das Vertrauen der Wähler erschüttern könnte. Dabei ist es fraglich, ob Russland sich unmittelbar in den Wahlprozess einmischen will. Vielmehr setzen sie auf Taktiken, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen und Zweifel an der Richtigkeit der Abstimmung zu wecken. Einen NATO-Partner ins Chaos zu stürzen, ist weniger riskant als ein direkter Cyberangriff auf die Souveränität desselben Partners.
Autor: Morgan Wright, Chief Security Advisor bei SentinelOne