
Ein Sicherheitsforscher hat entdeckt, dass zahlreiche selbst gehostete TeslaMate-Instanzen im Netz ohne jeglichen Zugangsschutz erreichbar sind. Die Folge: Hochsensible Daten wie der aktuelle Standort, Ladegewohnheiten oder Fahrverläufe von Tesla-Besitzern lassen sich in Echtzeit einsehen – für jedermann.
Was ist TeslaMate?
TeslaMate ist ein weit verbreiteter Open-Source-Datenlogger, der die offizielle Tesla-API abfragt und Informationen wie GPS-Koordinaten, Batteriestatus, Ladevorgänge, Fahrtenhistorie und sogar Kabinentemperaturen sammelt. Die Anwendung läuft in der Regel auf Port 4000 und wird oft zusammen mit einem Grafana-Dashboard auf Port 3000 betrieben, das die gesammelten Daten visualisiert.
Gefahr durch ungesicherte Installationen
Eigentlich ist TeslaMate für den privaten Gebrauch gedacht, etwa auf einem Heimserver. Doch viele Nutzer installieren die Software auf Cloud-Servern – oftmals ohne Authentifizierung. Damit sind die Dashboards und Schnittstellen nicht nur für die Besitzer, sondern für das gesamte Internet zugänglich.
Der Vorfall macht deutlich, wie riskant es sein kann, Dienste ohne Sicherheitsmaßnahmen im Netz zu betreiben – besonders dann, wenn es um Bewegungs- und Fahrdaten von Fahrzeughaltern geht.
Das Experiment: Aufspüren ungesicherter Instanzen
Der Sicherheitsforscher entwickelte einen kleinen Proof-of-Concept-Scanner, um herauszufinden, wie viele TeslaMate-Installationen frei im Netz zugänglich sind. Die Vorgehensweise war simpel, aber wirkungsvoll:
masscan -p4000 0.0.0.0/0 --exclude 255.255.255.255 --rate 500000 -oX output.txt
Mit dem Tool Masscan durchsuchte er den gesamten IPv4-Adressraum gezielt nach offenen Ports – in diesem Fall Port 4000, auf dem die TeslaMate-Anwendung läuft. Durch den Einsatz mehrerer Hochleistungsserver mit 10-Gigabit-Anbindung konnte die Suche in großem Maßstab und in sehr kurzer Zeit durchgeführt werden.
Gezielte Suche nach TeslaMate-Instanzen
Nachdem der Sicherheitsforscher zunächst alle Hosts mit offenem Port 4000 identifiziert hatte, nutzte er das Tool httpx, um gezielt nach dem charakteristischen Fingerabdruck von TeslaMate zu suchen – dem Standard-HTTP-Titel der Anwendung. Auf diese Weise ließ sich die Trefferliste auf tatsächlich aktive TeslaMate-Installationen eingrenzen.
httpx -l output.txt -title -silent -threads 1000 -rl 500 -retries 0 -timeout 2 -p 4000 -ms TeslaMate -o httpx-teslamate.txt
Daten aus frei zugänglichen Dashboards
Um die Inhalte dieser Server auszuwerten, programmierte der Forscher zudem einen schlanken Webcrawler. Die Ergebnisse waren brisant: Neben exakten GPS-Koordinaten von geparkten oder kürzlich bewegten Fahrzeugen ließen sich auch Modellnamen, individuelle Spitznamen, Softwareversionen und Update-Historien auslesen. Ebenso zugänglich waren Zeitstempel von Fahrten und Ladevorgängen.
In manchen Fällen ermöglichten die gesammelten Informationen sogar die Rekonstruktion täglicher Routinen – inklusive Wohnadresse, Pendelstrecken und häufig besuchter Orte der Fahrzeugbesitzer.
Visualisierung des Risikos
Um die Tragweite seiner Entdeckung zu verdeutlichen, kombinierte der Sicherheitsforscher die ausgelesenen GPS-Daten mit frei verfügbaren JavaScript-Kartenbibliotheken. So entstanden Karten, die die Standorte von Hunderten ungeschützten Tesla-Fahrzeugen sichtbar machten.
Karte erstellt aus exponierten TeslaMate-Instanzen – Quelle: Seyfullah KILIÇ
Das Szenario zeigt die Brisanz: Wer Zugriff auf diese Daten hat, könnte nicht nur die Wohnadresse eines Besitzers nachvollziehen, sondern auch erkennen, wann das Fahrzeug unterwegs ist – und mit welchem Ladezustand. Für potenzielle Kriminelle wäre dies weit mehr als eine technische Spielerei: Es eröffnet konkrete physische Sicherheitsrisiken.
Warum das wichtig ist
Das Grundproblem ist einfach: TeslaMate verfügt über keine integrierte Authentifizierung für kritische Endpunkte.
- Wenn Sie den Port
4000dem Internet zugänglich machen, kann jeder Ihre Tesla-Daten einsehen. - Die Einstellungsseite verfügt ebenfalls über keine Zugriffskontrolle, sodass Angreifer potenziell Konfigurationen ändern könnten.
- Grafana (Port
3000) wird häufig mit Standard-/schwachen Anmeldedaten ausgeliefert, was ein weiteres häufiges Versäumnis darstellt.
Für Tesla-Besitzer, die TeslaMate täglich nutzen, ist dies gefährlich. Sie geben unbeabsichtigt die Bewegungen Ihres Autos, Ihre Ladegewohnheiten und sogar Ihre Urlaubszeiten für die ganze Welt frei.
TeslaMate “Settings” page – Quelle: Seyfullah KILIÇ
Verantwortungsbewusste Einrichtung: So bleiben Sie sicher
Wenn Sie TeslaMate auf einem öffentlich zugänglichen Server ausführen möchten, müssen Sie ihn sichern:
Aktivieren Sie die Basisauthentifizierung
Selbst eine einfache Benutzername/Passwort-Ebene reicht aus, um gelegentliche Scan-Angriffe zu verhindern.
Beispiel mit Nginx-Reverse-Proxy:
location / {
auth_basic "Restricted";
auth_basic_user_file /etc/nginx/.htpasswd;
proxy_pass http://localhost:4000;
}
Firewall
Beschränken Sie den Zugriff auf vertrauenswürdige IPs oder binden Sie den Dienst an localhost und geben Sie ihn nur über ein VPN frei.
Fazit: Starke Software, schwache Absicherung
Der Sicherheitsforscher betont, dass TeslaMate ein wertvolles Open-Source-Projekt sei, das Tesla-Fahrern tiefe Einblicke in ihr Fahrzeug ermöglicht. Doch wie bei vielen Community-Tools gilt: Es wurde für den privaten Einsatz konzipiert – nicht für den Betrieb im offenen Internet.
Das Problem liegt weniger in der Software selbst als im Umgang vieler Nutzer damit. Wer TeslaMate ohne Absicherung betreibt, setzt unbewusst hochsensible Daten frei und öffnet damit Tür und Tor für Missbrauch.
Die Empfehlung des Forschers ist eindeutig: Tesla-Besitzer sollten ihre Installationen dringend mit grundlegenden Schutzmaßnahmen versehen. Und Entwickler ähnlicher Projekte sollten sich bewusst machen, dass Authentifizierung und Zugriffskontrollen kein „Nice-to-have“ sind – sondern ein unverzichtbarer Bestandteil sicherer Software.
Ethischer Hinweis: Diese Untersuchung wurde ausschließlich zu Bildungszwecken durchgeführt. Es wurden keine Daten missbraucht, und alle Ergebnisse wurden verantwortungsbewusst offengelegt, um das Bewusstsein für dieses Problem zu schärfen.
Lesen Sie auch
Fachartikel

OpenAI präsentiert GPT-5.2-Codex: KI-Revolution für autonome Softwareentwicklung und IT-Sicherheit

Speicherfehler in Live-Systemen aufspüren: GWP-ASan macht es möglich

Geparkte Domains als Einfallstor für Cyberkriminalität: Über 90 Prozent leiten zu Schadsoftware weiter

Umfassender Schutz für geschäftskritische SAP-Systeme: Strategien und Best Practices

Perfide Masche: Wie Cyberkriminelle über WhatsApp-Pairing ganze Konten übernehmen
Studien
![Featured image for “Phishing-Studie deckt auf: [EXTERN]-Markierung schützt Klinikpersonal kaum”](https://www.all-about-security.de/wp-content/uploads/2025/12/phishing-4.jpg)
Phishing-Studie deckt auf: [EXTERN]-Markierung schützt Klinikpersonal kaum

Gartner-Umfrage: Mehrheit der nicht geschäftsführenden Direktoren zweifelt am wirtschaftlichen Wert von Cybersicherheit

49 Prozent der IT-Verantwortlichen in Sicherheitsirrtum

Deutschland im Glasfaserausbau international abgehängt

NIS2 kommt – Proliance-Studie zeigt die Lage im Mittelstand
Whitepaper

State of Cloud Security Report 2025: Cloud-Angriffsfläche wächst schnell durch KI

BITMi zum Gutachten zum Datenzugriff von US-Behörden: EU-Unternehmen als Schlüssel zur Datensouveränität

Agentic AI als Katalysator: Wie die Software Defined Industry die Produktion revolutioniert

OWASP veröffentlicht Security-Framework für autonome KI-Systeme

Malware in Bewegung: Wie animierte Köder Nutzer in die Infektionsfalle locken
Hamsterrad-Rebell

Platform Security: Warum ERP-Systeme besondere Sicherheitsmaßnahmen erfordern

Daten in eigener Hand: Europas Souveränität im Fokus

Sicherer Remote-Zugriff (SRA) für Operational Technology (OT) und industrielle Steuerungs- und Produktionssysteme (ICS)

Identity und Access Management (IAM) im Zeitalter der KI-Agenten: Sichere Integration von KI in Unternehmenssysteme









