
Während die USA und China massiv in den Ausbau ihrer digitalen Infrastruktur investieren, hinkt Deutschland hinterher. Der Digitalverband Bitkom warnt vor einem Rückstand im internationalen Vergleich und hat einen umfassenden Aktionsplan zur Stärkung von Rechenzentren in Deutschland vorgestellt.
Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst betonte die zentrale Bedeutung leistungsfähiger Rechenzentren für die digitale Zukunft des Landes: „Ohne moderne Rechenzentren ist digitale Souveränität nicht möglich.“ Nur durch gezielte Investitionen und klare politische Rahmenbedingungen könne Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit im digitalen Zeitalter sichern.
Während der Bedarf an Cloud-Services und KI rasant wächst, fehlen Deutschland die nötigen Rechenzentren im Hintergrund. Ihre Kapazität steigert sich derzeit langsamer als der Bedarf, während führende Nationen wie die USA und China ihre Kapazitäten massiv ausbauen. So verfügt Deutschland über eine IT-Anschlussleistung von 2,7 Gigawatt, während die USA mit 48 Gigawatt und China mit 38 Gigawatt weit voraus sind. Damit diese Lücke nicht weiter wächst und um die digitale Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands langfristig zu sichern, legt der Digitalverband Bitkom jetzt einen Aktionsplan für leistungsfähige und nachhaltige Rechenzentren vor. „Rechenzentren sind für Deutschlands digitale Souveränität essenziell. Die Bundesregierung hat dies erkannt und eine Rechenzentrums-Strategie angekündigt. Es braucht jetzt eine nationale und übergreifende Strategie, um die digitale Infrastruktur zu stärken. Mit dem neuen Aktionsplan machen wir Vorschläge, wie die Rechenzentrums-Kapazitäten in Deutschland schnell und dauerhaft ausgebaut werden können“, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst.
Konkret fordert Bitkom, Rechenzentren und auch Telekommunikationsnetze bei den Stromkosten zu entlasten. Die im europäischen Vergleich sehr hohen Energiepreise stellen aus Bitkom-Sicht einen substanziellen Wettbewerbsnachteil dar. Dies muss mit Maßnahmen für eine bedarfsgerechte und koordinierte Verteilung von Stromnetzanschlüssen flankiert werden. Wintergerst: „Eine stabile, ausreichende und nachhaltige Stromversorgung zu international wettbewerbsfähigen Preisen ist die Grundvoraussetzung für einen starken Rechenzentrumsstandort”.
Zweitens brauche es eine Vereinfachung, Digitalisierung und Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren. In Deutschland dauern Planungs- und Genehmigungsverfahren für neue Rechenzentren deutlich länger als im EU-Durchschnitt – und rund sechs Monate länger als gesetzlich vorgesehen.
Drittens schlägt Bitkom eine Überarbeitung des regulatorischen Rahmens vor. Insbesondere müssten praxisferne deutsche Sonderwege durch das Energieeffizienzgesetz mit den europäischen Rahmenbedingungen harmonisiert werden, das betrifft etwa Vorgaben zur Energie-Verbrauchseffektivität und zum Anteil an wiederverwendeter Energie. Gleichzeitig könne die Abwärmenutzung durch steuerliche Anreize für Abnehmer, eine bessere kommunale Wärmeplanung und den Ausbau moderner Wärmenetze deutlich gestärkt werden. Aus Bitkom-Sicht ebenfalls wichtig: die Schaffung geeigneter Flächen. Rechenzentren müssten als Chance für Kommunen begriffen werden und die gezielte Ausweisung geeigneter Flächen für Rechenzentren ein Bestandteil regionaler Entwicklungsstrategien sein. „Rechenzentren sind das Rückgrat der Digitalisierung. Kaum ein Unternehmen oder Privathaushalt kommt ohne die Leistungen von Rechenzentren aus, auch die öffentliche Verwaltung ist ohne Rechenzentren nicht mehr arbeitsfähig“, so Bitkom-Präsident Wintergerst. „Deutschland muss sich digital souveräner und resilienter aufstellen – und das geht nur mit einer starken und leistungsfähigen IT-Infrastruktur.“
Aktionsplan Rechenzentren 2025: https://www.bitkom.org/Bitkom/Publikationen/Aktionsplan-Rechenzentren-2025
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