Share
Beitragsbild zu Umfassender Schutz für geschäftskritische SAP-Systeme: Strategien und Best Practices

Umfassender Schutz für geschäftskritische SAP-Systeme: Strategien und Best Practices

16. Dezember 2025

Die Absicherung von SAP-Anwendungen entwickelt sich vom reinen IT-Thema zur strategischen Priorität auf Vorstandsebene. Angesichts raffinierter Angriffe, die neue Schwachstellen binnen 72 Stunden ausnutzen, während Unternehmen durchschnittlich drei Monate für das Patching benötigen, wächst die Bedrohungslage exponentiell. Dieser Beitrag beleuchtet, warum moderne SAP-Sicherheit weit über Zugriffskontrolle hinausgeht und welche mehrschichtigen Verteidigungsstrategien erforderlich sind, um die digitalen Kronjuwelen zu schützen.

SAP-Systeme als Angriffsziel Nr. 1

Enterprise-Resource-Planning-Lösungen bilden das operative Rückgrat globaler Konzerne. Die Zahlen verdeutlichen die enorme Tragweite: 92 Prozent der Forbes Global 2000 nutzen SAP-Technologie, über drei Viertel aller weltweiten Transaktionsumsätze werden über entsprechende Systeme abgewickelt. Mehr als tausend Regierungs- und Verteidigungsorganisationen verlassen sich auf diese Infrastruktur für missionskritische Aufgaben.

Diese zentrale Rolle macht SAP-Landschaften zum bevorzugten Ziel hochspezialisierter Angreifer. Aktuelle Threat-Intelligence-Analysen zeigen eine besorgniserregende Entwicklung: Cyberkriminelle benötigen weniger als drei Tage, um frisch gepatchte Schwachstellen zu identifizieren und auszunutzen. Ungeschützte Cloud-Instanzen können sogar innerhalb von drei Stunden kompromittiert werden.

Geschäftskritische Risiken erfordern Top-Management-Aufmerksamkeit

Die Konsequenzen erfolgreicher Angriffe gehen weit über Datenverluste hinaus:

Operationale Störungen können Produktionslinien zum Erliegen bringen und Lieferketten unterbrechen – mit Millionenschäden pro Stillstandstag. Ein aktueller Fall eines globalen Herstellers verdeutlicht die Dimension: 260 Millionen US-Dollar direkte Bewältigungskosten bei gleichzeitig über zwei Milliarden Dollar Umsatzeinbußen im betroffenen Quartal.

Finanzbetrug wird durch manipulierte Transaktionen, gefälschte Lieferantenstammdaten oder umgeleitete Zahlungen ermöglicht. Compliance-Verstöße gegen Vorschriften wie DSGVO, SOX oder die NIS2-Richtlinie ziehen empfindliche Sanktionen nach sich. Datenabflüsse gefährden personenbezogene Mitarbeiterinformationen, Kundendaten und geistiges Eigentum gleichermaßen.

Mehrschichtige Verteidigungsarchitektur

Eine resiliente Sicherheitsstrategie schützt sämtliche Komponenten des Technology-Stacks. Netzwerksicherheit umfasst Firewall-Konfigurationen, Netzwerksegmentierung und die Absicherung von Kommunikationsprotokollen. Die Betriebssystem- und Datenbankebene erfordert regelmäßiges Patching, sichere Grundkonfigurationen und strenge Zugangskontrollen. Physische Sicherheit schützt Rechenzentren vor unbefugtem Zugriff.

Häufig vernachlässigt wird jedoch die Anwendungsebene selbst – dabei laufen hier die Geschäftsprozesse ab, befinden sich die kritischen Daten, und hier zeigen Angriffe die direktesten Auswirkungen. Ein gesicherter Perimeter verliert seinen Wert, wenn die zentrale Anwendung verwundbar bleibt.

Drei fundamentale Säulen moderner Anwendungssicherheit

Proaktives Schwachstellenmanagement bildet die erste Säule. Regelmäßige Sicherheitsaudits reichen nicht aus – kontinuierliche Überwachung ist erforderlich. Sichere Basiskonfigurationen müssen etabliert und laufend gegen Abweichungen geprüft werden. Das Patch-Management stellt besondere Herausforderungen dar: SAP veröffentlicht regelmäßig Sicherheitshinweise, doch die Identifikation relevanter Patches, deren vollständige Implementation inklusive manueller Konfigurationsschritte und die Validierung erfordern erheblichen Aufwand. Moderne Plattformen zentralisieren diese Prozesse und automatisieren Verifikationen.

Benutzerdefinierter Code stellt eine weitere kritische Schwachstellenquelle dar. KI-gestützte Entwicklung erhöht das Risiko, dass unsicherer Code in Produktivumgebungen gelangt. Selbst initial gesicherter Code bleibt nicht automatisch sicher, wenn raffiniertere Bedrohungsakteure neue Exploits entwickeln.

Kontinuierliche Bedrohungsüberwachung als zweite Säule reagiert auf die wachsende Zahl und Sophistizierung von Angriffen. Ransomware-Gruppen und staatlich geförderte Organisationen zielen zunehmend direkt auf SAP-Landschaften. Robuste Monitoring-Lösungen identifizieren Kompromittierungsindikatoren, anomales Nutzerverhalten und Exploit-Versuche – idealerweise getrennt von SAP-Instanzen für echte Aufgabentrennung.

Die Integration mit Security Operations Centers und SIEM-Systemen durchbricht traditionelle Silos. SAP war für Sicherheitsteams lange eine Black Box – moderne Strategien schaffen die erforderliche Transparenz durch zentrale Korrelation von Bedrohungsdaten. Kontextuelle Warnmeldungen mit Geschäftsrisikobewertungen beschleunigen Ursachenanalysen und verkürzen Reaktionszeiten. Mit der Cloud-Migration gewinnt die Überwachung der SAP Business Technology Platform an Bedeutung.

Sichere Code-Entwicklung als dritte Säule verlagert Sicherheit nach links in den Entwicklungslebenszyklus. Die Durchsetzung von Security- und Compliance-Best-Practices während Entwicklung und Qualitätssicherung verhindert, dass Schwachstellen jemals produktive Systeme erreichen. DevSecOps-Ansätze integrieren automatisierte Scans von ABAP-Code und Transporten vor der Produktionsfreigabe.

Jede Entwicklungsphase birgt Risiken für Sicherheitslücken und Compliance-Verstöße. Umfassende Application-Security-Testing-Funktionen müssen durchgängig in Change-Management-Prozesse eingebunden sein. Die Integration in bereits genutzte Entwicklungswerkzeuge – von IDEs wie VS Code über Business Application Studio bis zu CI/CD-Plattformen – maximiert die Akzeptanz.

Praxisorientierte Sicherheits-Checkliste

Kontinuierliche Angriffsflächen-Bewertung ersetzt punktuelle Audits. Automatisiertes Patch-Management geht über bloße Identifikation hinaus und validiert korrekte Implementation inklusive manueller Schritte. Die SOC-Integration von SAP-Threat-Monitoring beseitigt Informationssilos und ermöglicht unternehmensweite Bedrohungskorrelation.

Spezialisierte Sicherheitsplattformen wie Onapsis bieten hierzu umfassende Lösungen, die von SAP selbst unterstützt werden. Die Onapsis Research Labs liefern aktuelle Bedrohungsinformationen, die in automatisierte Schwachstellenbewertungen, kontinuierliche Überwachung und Code-Sicherheitstests einfließen.

Security-Scans im Entwicklungszyklus fangen Schwachstellen vor der Produktionseinführung ab. Strikte Zugriffskontrollen und Segregation-of-Duties-Policies verhindern übermäßige Berechtigungen. Spezialisiertes Bedrohungswissen zu geschäftskritischen Anwendungen hält Abwehrmaßnahmen gegen aktuelle Angriffstaktiken auf dem neuesten Stand.

Häufigste Schwachstellenkategorien

Überprivilegierter Benutzerzugriff gewährt Berechtigungen jenseits des für Tätigkeiten Erforderlichen und ermöglicht bei Kontokompromittierung Betrug oder Datendiebstahl. Fehlende oder falsch implementierte Patches hinterlassen kritische Sicherheitslücken offen. Systemfehlkonfigurationen umfassen unsichere Defaulteinstellungen, schwache Passwortrichtlinien oder falsch konfigurierte Kommunikationskanäle. Schwachstellen in Custom Code entstehen durch Fehler oder Hintertüren in ABAP-, UI5- oder BTP-Entwicklungen.

Besonderheiten der Cloud-Sicherheit

RISE with SAP als digitaler Transformationsdienst basiert auf einem Shared-Responsibility-Modell. Während SAP die Cloud-Infrastruktur verwaltet, trägt der Kunde vollständige Verantwortung für Anwendungssicherheit, Datenschutz und Benutzerzugriffsverwaltung. Diese Konstellation stellt Teams vor neue Herausforderungen, die an On-Premises-Management gewöhnt sind. Manuelle Sicherheitsverwaltung in der Cloud wird angesichts der Entwicklungsgeschwindigkeit und raffinierten Bedrohungsakteure schnell zur unmöglichen Aufgabe.

Fazit

Der Schutz geschäftskritischer SAP-Anwendungen erfordert einen strategischen, mehrschichtigen Ansatz, der weit über traditionelle Zugriffskontrolle hinausgeht. Nur durch die Kombination von proaktivem Schwachstellenmanagement, kontinuierlicher Bedrohungsüberwachung und sicherer Code-Entwicklung lassen sich moderne Cyberrisiken wirksam adressieren. Die drastisch verkürzten Zeitfenster zwischen Schwachstellenveröffentlichung und Exploitation machen Automatisierung und spezialisiertes Bedrohungswissen unverzichtbar.

Lesen Sie mehr


Bild/Quelle: https://depositphotos.com/de/home.html

Folgen Sie uns auf  X / BlueskyMastodon