
Nimmt man die Angriffsmethoden, die derzeit unter Cyberkriminellen am populärsten sind, einmal genauer unter die Lupe, zeigt sich rasch, dass Social Engineering und Phishing hier nach wie vor die Pole Position einnehmen – weltweit. Statt auf technologische Sicherheitslücken und Hintertüren setzt die Mehrheit der Angreifer nach wie vor auf die Schwächen und das Unwissen ihrer menschlichen Opfer.
70 bis 90 Prozent aller böswilligen Sicherheitsverletzungen lassen sich auf Social-Engineering- und Phishing-Angriffe zurückzuführen – mit wachsender Tendenz. Denn: auch in der Welt der Cyberkriminellen beginnt künstliche Intelligenz (KI) sich zunehmend bemerkbar zu machen.
In den kommenden 12 Monaten, davon ist auszugehen, werden Unternehmen die Auswirkungen der zunehmenden Nutzung von KI durch Social Engineering-Angreifer immer stärker zu spüren bekommen. Eine neue Generation von Social Engineering-Angriffskampagnen – weitaus effektiver als ihre klassischen, manuell erstellten Vorgänger der vergangenen Jahre – wird dann die Posteingänge der Unternehmen fluten.
Geplant, erstellt und umgesetzt mit Unterstützung von KI-Agenten. Vorbei die Zeiten in denen Social Engineering-Angreifer eher schwerfällig agierten, generische Inhalte eher schlechter Qualität ablieferten, geringe Trefferquoten durch den Massenversand von Emails und anderer Nachrichten auszugleichen suchten. Automatisiert können Kampagnen nun personalisiert und optimiert werden – 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, bei minimalen Kosten für den Angreifer.
In den kommenden Monaten wird sich jeder Cyberkriminelle mit dem Einsatz von KI-gestützten Tools und Deepfakes vertraut zu machen suchen. Gleichzeitig wird eine wachsende Zahl Cyberkrimineller, die im Darknet Hacking- und Phishing-Toolkits zum Kauf anbieten, beginnen, ihre Service-Tools um bösartige KI-Agenten zu erweitern.
Schon bald wird das Groß der betrügerischen E-Mails, SMS- und Sprachnachrichten dann von Social Engineering-KI-Agenten entworfen, erstellt und versandt werden. Die Skripte, die die KI-Tools hierzu verwenden, werden dabei personalisierter und glaubwürdiger – und damit auch erfolgreicher – sein als jemals zuvor.
Aktuelle Daten der KI-gesteuerten Phishing-Test-Agenten AIDA von KnowBe4 zeigen eine Erfolgsquote, die 200 bis 300 Prozentpunkte über denjenigen manuell erstellter Kampagnen liegt. Noch vor nicht allzu langer Zeit hatte die KI hier nur 7 Prozentpunkte besser abgeschnitten. Mit weiteren Verbesserungen KI-gestützter Social Engineering-Angriffe ist bei den rasanten Fortschritten der KI-Modellentwicklung fest zu rechnen.
Cybersicherheitsverantwortliche tun deshalb gut daran, von einer Verschärfung der Lage auszugehen – und frühzeitig gegenzusteuern.
Effektiv helfen kann ihnen ein modernes Human Risk Management. Dessen Phishing-Trainings, -Schulungen und -Testslassen sich, KI sei Dank, mittlerweile personalisieren und automatisiert – kontinuierlich – zum Einsatz bringen. Moderne Anti-Phishing-E-Mail-Technologien kombinieren KI mit Crowdsourcing, um neueste Zero Day-Bedrohungen aufzuspüren und zu neutralisieren. Mit solchen und ähnlichen Systemen wird es ihnen möglich sein, die Human Risks der Belegschaft ihres Unternehmens zurückzufahren und ihre Mitarbeiter zu ihrer besten Verteidigung im Kampf gegen Cyberbedrohungen – auch KI-gestützte – zu machen.
Dr. Martin J. Krämer, Security Awareness Advocate bei KnowBe4
Das könnte Sie ebenfalls interessieren
Fachartikel

Neue Android‑Spyware „LANDFALL“ nutzte versteckte Lücke in Samsung‑Bildverarbeitung

Deutscher Internetanbieter aurologic im Fokus wegen Verbindungen zu riskanten Hosting-Netzwerken

Geschäftskritische Anwendungen im Fadenkreuz: Angriffswelle trifft SAP, Salesforce und Oracle

Google warnt vor PROMPTFLUX: KI‑gesteuerte Malware schreibt eigenen Code

LayerX meldet Sicherheitslücke im OpenAI-Browser Atlas – Angriffe könnten bösartige Befehle in ChatGPT einschleusen
Studien

KnowBe4-Studie: Personalisierte Phishing-E-Mails setzen auf die Verwendung von Firmennamen

Neue Studie: Mehrheit der US-Großunternehmen meldet KI-Risiken

Studie 2025 Device Security Threat Report: Vernetzte Geräte stellen massive Sicherheitsrisiken dar

KRITIS-Risiken liegen in KI-Disruption und Quanten Computing

Neue ISACA-Studie: KI-gestützte Cyber-Bedrohungen sind die größten Herausforderungen für Cybersicherheitsexperten im Jahr 2026
Whitepaper

Vorbereitung auf künftige Cyberbedrohungen: Google veröffentlicht „Cybersecurity Forecast 2026“

Aktuelle Studie zeigt: Jeder Vierte in Deutschland bereits Opfer von digitalem Betrug

Cybersecurity in Deutschland: 200 Milliarden Euro Schaden trotz steigender IT-Ausgaben

Die EU bleibt weiterhin Ziel zahlreicher, sich überschneidender Bedrohungsgruppen

Verizon Business DBIR 2025: So können Gesundheitseinrichtungen Cyberangriffen begegnen
Hamsterrad-Rebell

Identity und Access Management (IAM) im Zeitalter der KI-Agenten: Sichere Integration von KI in Unternehmenssysteme

Infoblox zeigt praxisnahe IT-Security-Strategien auf it-sa 2025 und exklusivem Führungskräfte-Event in Frankfurt

IT-Security Konferenz in Nürnberg: qSkills Security Summit 2025 setzt auf Handeln statt Zögern

Von Palo Alto nach Paderborn: Wie eine Initiative US-Cyberfachkräfte für Deutschland gewinnen will


