
Bitkom fordert Resilienz statt Robustheit im Energiesystem + Digitalisierung ermöglicht Energiewende – und erfordert neues Denken + Erste Digital Energy Conference des Bitkom
Um eine stabile und ausfallsichere Energieversorgung in Zukunft gewährleisten zu können, sollte aus Sicht des Digitalverbands Bitkom die Sicherheit des deutschen Energiesystems grundsätzlich neu geregelt werden. Dabei kommt digitalen Technologien eine Schlüsselrolle zu. Entsprechende Vorschläge hat Bitkom in einem aktuellen Positionspapier „Digitalisierung des Energieversorgungssystems – Von der Robustheit zur Resilienz“ zusammengefasst. Es wurde heute im Vorfeld der ersten Digital Energy Conference des Bitkom veröffentlicht. Die Konferenz findet am 7. Juni in Berlin statt. „Dezentrale Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien statt einiger weniger großer Kraftwerke, komplexere Verteilernetze, eine steigende Stromnachfrage für Elektromobilität und im Wärmesektor sowie die zunehmende Bedrohung durch Cyberangriffe machen es nötig, dass wir die Sicherheit unserer Energieversorgung völlig neu denken“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Um weiterhin die Sicherheit der Energieversorgung zu garantieren, müssen Digitalwirtschaft und Energiewirtschaft gemeinsam mit der Politik ein Energiesystem aufbauen, das bei Störungen funktionsfähig bleibt und die Störungen selbsttätig behebt.“
Traditionell wird die Sicherheit des Energiesystems dadurch sichergestellt, dass es von für die Versorgung wichtigen Teilen wie Leitungen oder Transformatoren, aber auch Kraftwerken immer eines mehr gibt, als bei Höchstlast benötigt werden. Dadurch entsteht eine sogenannte Robustheit des Systems, da bei Ausfall einer Einheit die anderen Einheiten die Versorgung sicherstellen. Künftig müsse das deutsche Energiesystem statt auf Robustheit auf Resilienz ausgerichtet sein, fordert Bitkom. Im Fall einer Störung soll das Energiesystem aktiv so reagieren, dass es seine grundlegende Funktionsfähigkeit beibehält und nach Beseitigung der Störung selbststätig die volle Leistungsfähigkeit wiedererlangt. „Die alte Energiewelt, aus der das Redundanzprinzip stammt, hat sich grundlegend verändert“, so Spanheimer. Wo früher einige wenige große Kraftwerke die Energieversorgung sichergestellt haben, sind nun sehr viele dezentrale Solar- und Windkraftanlagen zum Rückgrat der Stromerzeugung geworden. Zugleich wird Strom verstärkt in Bereichen eingesetzt, wo man Energie vormals in anderer Form bereitgestellt hat, etwa durch die Elektromobilität im Verkehr oder durch Wärmepumpen im Wärmesektor. „Eine moderne, sichere Energieversorgung kann nicht darauf aufbauen, Störungen vollständig zu verhindern. In einem zunehmend komplexeren Energienetz können nicht jedes angeschlossene Gerät und jede angeschlossene Anlage hundertprozentig abgesichert werden, stattdessen muss das System so ausgestaltet sein, dass Störungen keine gravierenden Folgen haben.“
Nach Ansicht des Bitkom sind digitale Technologien unerlässlich, um die notwendige Resilienz des Energiesystems herzustellen. So können digitalisierte Netze laufend Daten über das Energiesystem liefern, die automatisiert analysiert werden. Im Falle einer Störung gibt es auf diese Weise in Echtzeit ein Lagebild, auf dessen Grundlage die richtigen Maßnahmen zur Stabilisierung des Systems eingeleitet werden können. Die Daten liefern darüber hinaus auch Hinweise auf strukturelle Schwächen des Systems und können so zum Beispiel zeigen, wo ein Netzausbau vordringlich ist. Zugleich lassen sich durch solche Datenanalysen Störungen sogar im Vorfeld erkennen, etwa mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz. Auf diesem Weg können Maßnahmen eingeleitet werden, bevor überhaupt ein Schaden eintritt. „Die Energieversorgung ist ein interessantes Ziel für Cyberkriminelle. Mit der Energiewende kommen viele vernetzte Stromerzeuger und Stromverbraucher“, so Rohleder. „Wenn ein Cyberangriff erfolgreich ist, droht im traditionellen System eine Ausbreitung in der Fläche. Ein resilientes System erkennt einen Cyberangriff rasch, verhindert die Ausbreitung und behebt die Störung schnell.“
Die erste Digital Energy Conference des Bitkom findet am 7. Juni in Berlin statt. Erwartet werden mehr als 250 Teilnehmer und Redner aus Digital- und Energiewirtschaft sowie aus der Politik. Mit dabei sind unter anderem Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, Lisa Frieg, Leiterin Neue Geschäfte bei den Stadtwerken München, Dr. Jörg Benze, Principal Consultant Business Development IoT bei T-Systems Multimedia Solutions, Dinko Eror, Managing Director bei DellEMC Germany und Ingo Schönberg, Vorstandsvorsitzender von Power Plus Communications. Das Programm reicht von der digitalen Daseinsvorsorge über digitale Geschäftsmodelle in der Energiewirtschaft bis zu Showcases zu Live-Hacking. Um 18 Uhr diskutieren die Bundestagsabgeordneten Hansjörg Durz (CSU), Florian Post (SPD), Prof. Dr. Martin Neumann (FDP) und Lisa Badum (Grüne) mit Vertretern der Digital- und Energiewirtschaft. Alle weiteren Informationen zur Veranstaltung und einen Livestream der Hauptbühne vom Konferenztag (7. Juni) gibt es unter: www.energy-conference.de .
Das Positionspapier „Digitalisierung des Energieversorgungssystems – von der Robustheit zur Resilienz“ steht zum kostenlosen Download bereit unter https://www.bitkom.org/Bitkom/Publikationen/Ausfallsicherheit-des-Energieversorgungssystems-Von-der-Robustheit-zur-Resilienz.html
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