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Jenseits des Hypes: Wie Unternehmen generative und analytische KI gezielt für Cybersicherheit und Cloud-Management einsetzen

Die weltweite Euphorie um generative KI-Systeme wie ChatGPT hat in vielen Unternehmen für neue Impulse gesorgt. Doch bei aller Faszination für diese Technologie darf nicht übersehen werden: Es sind nach wie vor vor allem analytische KI-Modelle, die als bewährtes Fundament zahlreicher geschäftskritischer Anwendungen dienen – insbesondere im sensiblen Bereich der Cybersicherheit und beim effizienten Management komplexer Cloud-Infrastrukturen.

Laut einer Studie des MIT Sloan Management Review benötigen wir einen ausgewogenen Ansatz, der sowohl generative als auch analytische KI-Lösungen berücksichtigt, da beide unterschiedliche Stärken und Anwendungsgebiete haben.

In der Cybersicherheit zeichnen sich analytische ML-Modelle durch ihre Präzision, Transparenz und Zuverlässigkeit aus. Sie sind darauf spezialisiert, in großen Datenmengen Muster zu erkennen, Anomalien zu identifizieren und Vorhersagen auf Basis historischer Daten zu treffen. Diese Fähigkeiten machen sie unverzichtbar für Anwendungen wie Malware-Erkennung, Netzwerküberwachung und Bedrohungsanalyse.

Die Stärke analytischer Modelle liegt in ihrer Fähigkeit, spezifische, klar definierte Probleme mit hoher Präzision zu lösen. Für die Erkennung von Anomalien im Netzwerkverkehr oder die Identifikation verdächtiger Transaktionsmuster sind analytische Modelle nach wie vor das Mittel der Wahl. Sie liefern nachvollziehbare Ergebnisse, die für Sicherheitsexperten interpretierbar und überprüfbar sind – ein entscheidender Vorteil in sicherheitskritischen Anwendungen.

Wenn generative KI glänzt

Generative KI-Systeme bieten dagegen ganz andere Vorzüge. Ihre Fähigkeit, menschenähnliche Inhalte zu erzeugen und komplexe Zusammenhänge zu verstehen, eröffnet neue Dimensionen in der Mensch-Maschine-Interaktion. Im Kontext der Cybersicherheit unterstützen sie Sicherheitsanalysten bei der Erstellung von Berichten, der Dokumentation von Vorfällen und der Entwicklung von Reaktionsstrategien auf Bedrohungen.

Die Simulation von Cyberangriffen ist ein weiteres Gebiet, in dem generative KI punktet. Durch die Erzeugung realistischer Angriffsszenarien können Sicherheitsteams ihre Abwehrmaßnahmen testen und verbessern. Diese Art des „Red Teaming“ ermöglicht es, Schwachstellen zu identifizieren, bevor sie von echten Angreifern ausgenutzt werden können.

In der Cloud-Verwaltung können generative KI-Systeme bei der Automatisierung von Konfigurationsaufgaben, der Optimierung von Ressourcen und der Erstellung von Compliance-Dokumentation unterstützen. Sie helfen dabei, komplexe Cloud-Infrastrukturen verständlicher zu machen und die Zusammenarbeit zwischen IT-Teams zu verbessern.

Die operativen Herausforderungen beider Ansätze

Trotz ihrer Stärken stehen sowohl analytische als auch generative KI-Modelle vor erheblichen operativen Herausforderungen. Für analytische Modelle ist die kontinuierliche Aktualisierung und Anpassung an sich verändernde Daten und Bedrohungslandschaften ein zentrales Problem. Bei Kundenprojekten beobachten wir immer wieder, dass die Technologie sich rasant entwickelt und gleichzeitig die Daten permanent nachjustiert werden müssen.

Die Vorstellung, ein KI-Projekt wie ein klassisches IT-Projekt mit definiertem Ende zu behandeln, erweist sich in der Praxis als Trugschluss. Stattdessen handelt es sich um einen kontinuierlichen Prozess, der dauerhaft Ressourcen bindet. Diese Erkenntnis trifft viele Unternehmen unvorbereitet.

Bei generativen KI-Systemen kommen weitere Herausforderungen hinzu. Die Erklärbarkeit der Entscheidungen ist oft eingeschränkt, was in sicherheitskritischen Anwendungen problematisch sein kann. Zudem benötigen sie erhebliche Rechenressourcen und erzeugen dadurch höhere Betriebskosten als analytische Modelle.

Ein zentrales Problem beider Ansätze ist die Notwendigkeit hochqualifizierter Fachkräfte für ihre Implementierung und Wartung. Der Mangel an Experten, die sowohl über Branchenkenntnisse als auch über KI-Expertise verfügen, ist ein wesentliches Hindernis für die erfolgreiche Nutzung dieser Technologien.

Hybride Ansätze als Zukunftstrend

Die Zukunft liegt in hybriden Ansätzen, die die Stärken beider KI-Paradigmen kombinieren. In der Cybersicherheit können analytische Modelle für die präzise Erkennung von Bedrohungen eingesetzt werden, während generative KI die Analyse und Reaktion auf komplexe Angriffe unterstützt.

Ein vielversprechender Trend ist die Integration von Interpretierbarkeit in die KI-Modellarchitektur. Durch implementierte Checkpoints wird nachvollziehbar, welche Entscheidungswege im Modell getroffen werden. Diese Hybrid-Architekturen kombinieren die Transparenz und Effizienz analytischer Modelle mit der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit generativer Systeme.

Im Cloud-Management ermöglichen hybride Ansätze eine intelligentere Ressourcenoptimierung und Sicherheitskonfiguration. Analytische Modelle überwachen kontinuierlich die Leistung und Sicherheit der Cloud-Infrastruktur, während generative KI bei der Problemlösung und der Entwicklung von Optimierungsstrategien hilft.

Die Bedeutung von Managed Services für den nachhaltigen Betrieb

Angesichts der operativen Komplexität gewinnen spezialisierte Dienstleister an Bedeutung, die die kontinuierliche Betreuung von KI-Systemen übernehmen. Eine zentrale Erkenntnis aus zahlreichen Kundenprojekten ist, dass die Trainierbarkeit von Anfang an in einem KI-Projekt für einen langfristigen Zeithorizont mitberücksichtigt werden muss.

Managed AI Services bieten Unternehmen die Möglichkeit, von den Vorteilen der KI zu profitieren, ohne die volle Last der operativen Verantwortung tragen zu müssen. Dies ist besonders für mittelständische Unternehmen attraktiv, die nicht über die Ressourcen für den Aufbau eigener KI-Teams verfügen.

Der Fokus liegt dabei nicht nur auf der initialen Implementierung, sondern auf langfristigen Engagements, die über mehrere Jahre laufen können. Besonders wertvoll sind KI-Lösungen, die das Alleinstellungsmerkmal eines Unternehmens unterstützen und so einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil schaffen.

Ein strukturierter Ansatz für die KI-Implementierung

Für die erfolgreiche Integration von KI in die Unternehmens-IT empfiehlt sich ein dreistufiger Ansatz:

  • Infrastruktur und Governance: In der ersten Phase sollten die notwendige Infrastruktur und ein Governance-Framework geschaffen werden. Dies umfasst die Einrichtung von Datenmanagement-Systemen, die Definition von Verantwortlichkeiten und die Festlegung von Qualitätsstandards.
  • Pilotprojekte: Die zweite Phase konzentriert sich auf die Durchführung von Pilotprojekten mit klar definierten Erfolgskriterien. Hier kann evaluiert werden, welche Art von KI-Modell – analytisch, generativ oder hybrid – für den spezifischen Anwendungsfall am besten geeignet ist.
  • Skalierung und Automatisierung: In der dritten Phase werden erfolgreiche Pilotprojekte skaliert und in die bestehenden Geschäftsprozesse integriert. Ein besonderer Fokus liegt auf der Automatisierung des KI-Betriebs, um einen nachhaltigen und effizienten Betrieb zu gewährleisten.
Fazit: Der richtige Mix macht den Unterschied

Die Debatte sollte nicht „generative KI versus analytische Modelle“ lauten, sondern vielmehr, wie beide Ansätze optimal kombiniert werden können. In der Cybersicherheit und im Cloud-Management benötigen wir sowohl die Präzision und Zuverlässigkeit analytischer Modelle als auch die Kreativität und Anpassungsfähigkeit generativer KI.
Die größte Herausforderung liegt nicht in der Technologie selbst, sondern in ihrer nachhaltigen Integration in die Unternehmens-IT. Die Adaptierbarkeit muss von Beginn an in die KI-Systeme eingebaut werden, um mit der rasanten Entwicklung der Technologie und der sich verändernden Bedrohungslandschaft Schritt halten zu können.
Unternehmen, die einen ausgewogenen Ansatz verfolgen und die operativen Aspekte der KI-Implementierung ernst nehmen, werden langfristig die größten Vorteile erzielen. Der Erfolg hängt letztendlich nicht davon ab, welches KI-Modell eingesetzt wird, sondern wie gut es in die Geschäftsprozesse integriert ist und wie effektiv es gewartet und weiterentwickelt wird.

Autoren: Silvio Kleesattel (Technology & Innovation Lead bei Skaylink) und Helmut Weiß (Cloud Architect bei Skaylink)


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