
Ein neuartiges Botnetz sorgt derzeit für Aufsehen in der IT-Sicherheitswelt: HTTPBot, benannt nach seinen HTTP-basierten Angriffsmethoden, breitet sich seit Monaten rasant aus und stellt eine akute Bedrohung für Windows-Systeme dar. Sicherheitsforscher des NSFOCUS Fuying Lab beobachteten im April 2025 einen sprunghaften Anstieg der Aktivitäten des auf der Programmiersprache Go basierenden Trojaners.
Erstmals identifiziert wurde HTTPBot im August 2024. Seitdem hat sich das Botnetz aggressiv verbreitet und nutzt kompromittierte Systeme, um gezielte DDoS-Angriffe (Distributed Denial of Service) auszuführen. Besonders im Visier: Unternehmen der Gaming-Branche, Technologieanbieter und Bildungseinrichtungen. Die Angriffe erfolgen mit hoher Präzision, in mehreren Stufen und mit wiederkehrender Taktik.
Neue Qualität von DDoS-Angriffen
HTTPBot unterscheidet sich deutlich von bisherigen Botnetz-Familien.
Statt massenhaften Bandbreitenverbrauchs steht die gezielte Lahmlegung kritischer Geschäftsprozesse im Vordergrund – etwa Login- oder Bezahlsysteme von Online-Spielen.
Laut den Experten von Fuying Lab handelt es sich um eine neue Generation von DDoS-Angriffen, die eher einem chirurgischen Eingriff als einem Flächenbombardement gleichen.
Zum Einsatz kommen ausgefeilte Techniken, um gängige Erkennungsmechanismen zu umgehen: darunter dynamische Cookie-Füllung, zufällig generierte Header-Informationen, legitime Browseraufrufe, zufällige URL-Pfade und eine adaptive Ratensteuerung. Auch Wiederholungsmechanismen bei bestimmten Statuscodes erhöhen die Hartnäckigkeit der Angriffe.
Paradigmenwechsel bei Botnetz-Strategien
Während viele moderne Botnetze ihren Fokus auf verschlüsselte Kommunikation und Steuerung über Systeme wie DGA, DOH oder OpenNIC legen, geht HTTPBot einen anderen Weg. Es kombiniert seine hochspezialisierten Angriffsverfahren mit präziser Zielauswahl, was es besonders gefährlich für Branchen mit Echtzeitdiensten macht.
Die Sicherheitsforscher warnen: Die Zeiten einfacher, regelbasierter Abwehrmaßnahmen sind vorbei. Um künftigen Angriffen standzuhalten, müssen Unternehmen auf verhaltensbasierte Analysen und flexible Ressourcensteuerung setzen. HTTPBot markiert damit nicht nur einen technologischen Fortschritt bei DDoS-Angriffen – sondern auch einen dringenden Handlungsaufruf für die Cyberabwehr weltweit.
HTTPBot: Präzisionswaffe im Cyberkrieg – Neue Angriffsqualität stellt IT-Sicherheit vor Herausforderungen
Mit bislang unbekannter Präzision richtet sich das neue HTTPBot-Botnetz gegen geschäftskritische digitale Infrastrukturen. Der Schadcode nutzt sieben unterschiedliche HTTP-Angriffstechniken – darunter „HTTP_FP“ und „HTTP_Auto“ – die gezielt auf hochwertige Geschäftsschnittstellen wie Login- und Zahlungssysteme von Online-Diensten zielen. Anders als herkömmliche DDoS-Angriffe geht es HTTPBot nicht um bloßen Bandbreitenverbrauch, sondern um das gezielte Lahmlegen transaktionsbasierter Systeme – ein Vorgehen, das Sicherheitsexperten als „hochpräzise Geschäftsstrangulierung“ beschreiben.
Tarnung auf höchstem Niveau
HTTPBot tarnt sich dabei geschickt: Mit zufällig generierten User-Agent-Strings, dynamisch wechselnden URL-Pfaden und automatisch befüllten Cookies imitiert die Malware das Verhalten echter Nutzer. Unterstützt durch echte Browseraufrufe über einen benutzerdefinierten Chrome-Prozess bleibt der Angriffsverkehr weitgehend unauffällig und durchbricht klassische regelbasierte Schutzsysteme mit Leichtigkeit.
Besonders gefährlich ist die Fähigkeit von HTTPBot, Angriffsraten flexibel anzupassen und den Angriffsbeginn per sogenannter „Angriffs-ID“ exakt zu timen. Diese Kontrolle in Kombination mit einer mehrstufigen Angriffstaktik macht die Erkennung und Abwehr deutlich schwieriger. Techniken wie HTTP/2-Multiplexing, automatische Cookie-Verarbeitung und Wiederholungsmechanismen bei bestimmten Serverantworten erhöhen zusätzlich die Effektivität der Angriffe.
Neue Methoden, neue Bedrohungslage
Ein besonders ressourcenintensives Beispiel: Die Methode „HttpFpDlAttack“ zwingt Server dazu, große Dateien vollständig zu übertragen – eine Taktik, die sowohl Bandbreite als auch Rechenleistung des Ziels massiv beansprucht. Andere Verfahren wie „WebSocketAttack“ und „PostAttack“ ermöglichen es HTTPBot, durch dynamische Protokollwechsel und gezielte Header-Verschleierung Schutzmaßnahmen gezielt zu umgehen.
Zudem ist HTTPBot speziell auf Windows-Systeme ausgerichtet. Es nutzt versteckte grafische Operationen und manipuliert Registrierungseinträge, um sich beim Systemstart automatisch zu laden und dauerhaft unentdeckt zu bleiben.
Paradigmenwechsel in der DDoS-Bedrohung
Experten sehen in HTTPBot einen Wendepunkt: Weg vom klassischen Massenangriff – hin zur chirurgisch präzisen Unterbrechung geschäftskritischer Prozesse. Statische Schutzmechanismen, die auf festen Erkennungsmustern oder simplen Weiterleitungen basieren, verlieren zunehmend ihre Wirkung. Stattdessen sind dynamische Sicherheitsansätze gefragt, die auf Verhaltensanalysen und flexibler Ressourcensteuerung beruhen.
Das Fuying Lab von NSFOCUS berichtet, dass HTTPBot in den letzten Monaten bereits über 80 unabhängige Ziele angegriffen hat – ein deutliches Zeichen für die wachsende Gefahr. Besonders Branchen mit hoher Echtzeitsensitivität, wie Gaming, E-Commerce oder Finanzdienste, stehen im Fokus.
Fazit: Handlungsbedarf bei Cyberabwehr
Der Aufstieg von HTTPBot macht deutlich: Angesichts zunehmend intelligenter und zielgerichteter Cyberbedrohungen müssen Verteidigungsstrategien neu gedacht werden. Eine moderne, adaptive IT-Sicherheitsarchitektur – kombiniert mit permanenter Überwachung – wird zur Grundvoraussetzung, um kritische digitale Infrastrukturen wirksam zu schützen.
Die HTTPBot-Familie verfügt über 7 integrierte DDoS-Angriffsmethoden, die alle vom Typ http sind. Die in ihren Angriffsaktionen verwendeten Angriffsmethoden umfassen hauptsächlich http_fp, http_auto und http (die drei oben genannten Angriffsmethoden werden vom Angreifer benannt).
Die oben genannten Angriffe betrafen mehr als 80 unabhängige Ziele, hauptsächlich in der heimischen Gaming-Branche, aber auch Technologieunternehmen, Bildungseinrichtungen und Touristenattraktionen. Die Angreifer starten in der Regel mehrere Angriffswellen auf dasselbe Ziel in unterschiedlichen Zeiträumen mit klaren Zielen.
Selbststart: Der Trojaner erreicht die automatische Ausführung beim Start, indem er seinen Pfad in den Registrierungsschlüssel HKEY_LOCAL_MACHINE\SOFTWARE\Microsoft\Windows\CurrentVersion\Run schreibt.
Grafiken – Quelle: NSFOCUS
HTTPBot: Neue Botnetz-Bedrohung für Windows-Systeme – Präzise und schwer zu erkennen
Während sich herkömmliche DDoS-Botnetze meist auf Linux- und IoT-Systeme konzentrieren, verfolgt HTTPBot eine andere Strategie – und nimmt gezielt Windows-Plattformen ins Visier. Innerhalb weniger Monate hat sich diese neue Malware-Familie zu einer ernstzunehmenden Bedrohung entwickelt, die Sicherheitsexperten zunehmend alarmiert.
Im Gegensatz zu traditionellen Botnets, die auf massiven Datenverkehr setzen, setzt HTTPBot auf ausgeklügelte Taktiken: Durch die realitätsnahe Nachbildung legitimer Browseraktivitäten und tiefgreifende Protokollsimulationen gelingt es der Schadsoftware, klassische Abwehrmechanismen zu umgehen – insbesondere solche, die auf der Integrität von Kommunikationsprotokollen basieren.
Statt durch schiere Überlastung auffällig zu werden, belegt HTTPBot gezielt Serverressourcen – etwa durch zufällig generierte URL-Pfade oder manipulierte Cookies – und passt die Angriffsintensität flexibel an die Reaktionen des Zielsystems an. Dieser „Low-Traffic-High-Impact“-Ansatz erlaubt es dem Botnetz, selbst unterhalb gängiger Schwellenwerte für Angriffserkennung zu operieren.
Die Folge: Viele bestehende Sicherheitssysteme, die sich auf starre, regelbasierte Muster verlassen, sind den raffinierten Methoden von HTTPBot nicht gewachsen. Für IT-Verantwortliche bedeutet das: Neue, dynamische Abwehrstrategien werden dringend erforderlich.
Bild/Quelle: https://depositphotos.com/de/home.html
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