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Der Weg zur Cybersecurity-Exzellenz: Strategien für Unternehmen

Der chinesische Stratege und Philosoph Sun Tzu hinterließ uns in seinem Werk “Die Kunst des Krieges” eine zeitlose Einsicht: „Wenn du dich und den Feind kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten. Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden. Wenn du weder den Feind noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen.“

Diese Erkenntnis lässt sich auf das moderne Feld der Cybersecurity übertragen. In einer Welt zunehmender und komplexer Cyberbedrohungen ist es für Unternehmen entscheidend, sowohl ihre eigenen Schwachstellen als auch die externen Bedrohungen zu kennen. Der Branchenverband Bitkom sieht in “Cyberattacken die derzeit wohl größte Bedrohung für Wirtschaft, Gesellschaft und Staat”. Durch Diebstahl von IT-Equipment und Daten sowie digitale und analoge Wirtschaftsspionage und Sabotage entstehen der deutschen Wirtschaft jährlich Schäden in Höhe von 206 Milliarden Euro. Die Zahl ist alarmierend: Rund drei Viertel (72 Prozent) aller Unternehmen in Deutschland sind davon betroffen. Wie können sich Unternehmen schützen?

Kenne dich selbst: Verständnis für die eigene IT-Infrastruktur

Der erste Schritt auf dem Weg zur Cybersecurity-Exzellenz ist eine umfassende Kenntnis der eigenen IT-Infrastruktur und der bestehenden Sicherheitsmaßnahmen. Unternehmen sollten regelmäßig technische Sicherheitsbewertungen ergänzend zu den prozessualen Audits (beispielsweise ISO/IEC 27001) durchführen, um Schwachstellen zu identifizieren und zu beheben. Dabei geht es um Technologien, um Prozesse und menschliches Verhalten – denn die Mitarbeitenden sind oft das schwächste Glied in der Sicherheitskette.

Compliance ist nicht gleich Schutz

Die Einhaltung einschlägiger Vorschriften allein ist noch keine Garantie, dass Unternehmen vor den Folgen eines Sicherheitsvorfalls geschützt sind. Zwar kann dokumentierte Regelkonformität vor behördlichen Überprüfungen und Geldbußen schützen, nicht jedoch vor Betriebsunterbrechungen und Regressansprüchen, sowie Reputationsverlust im Falle einer Datenschutzverletzung. Der Schutz vor Sicherheitsverletzungen in Unternehmen kann sich daher nicht auf das Abhaken von Checklisten beschränken.

Folgende Best Practices haben sich als effektiv erwiesen, um die Sicherheit in Unternehmen nachhaltig zu stärken:

  1. Regelmäßige Audits und Tests: Unternehmen sollten kontinuierlich technische Sicherheitsaudits und Penetrationstests durchführen, um Schwachstellen aufzudecken.
  2. Sicherheitsbewusstseinsschulungen: Es ist wichtig, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter regelmäßig im Erkennen und Umgang mit Phishing-Versuchen und anderen Cyberbedrohungen schulen. Ein weiterer Bestandteil sind „Tabletop-Übungen“. Dabei werden realistische Cyber-Angriffe in einer kontrollierten Umgebung mit den Fachabteilungen durchgespielt, um die Reaktionsfähigkeit der Teams zu testen und zu verbessern. Diese praxisnahen Szenarien, die auf realen Bedrohungen basieren, schärfen das Verständnis der Mitarbeitenden und befähigen sie, im Ernstfall gezielt zu handeln.
  3. Netzwerksegmentierung: Organisationen müssen ihr Netzwerk segmentieren, um den Schaden im Falle eines Sicherheitsvorfalls einzugrenzen. Ein weiterer Vorteil ist die Isolation von Störungen innerhalb eines Segments. Dadurch wird verhindert, dass sich potenzielle Angriffe oder technische Probleme auf andere Bereiche ausbreiten. Dies reduziert die Angriffsfläche und schützt das gesamte Netzwerk effektiver.
  4. Zugriffskontrollen: Unternehmen sollten auf strenge Zugriffskontrollen und das Prinzip der minimalen Rechtevergabe setzen, um den Zugriff auf kritische Systeme und Daten zu beschränken.
  5. Security Monitoring: Die fortlaufende Überwachung der gesamten IT-Infrastruktur sorgt dafür, dass verdächtige Aktivitäten in Echtzeit erkannt und schnell auf potenzielle Bedrohungen reagiert werden kann. So können Angriffe frühzeitig gestoppt und Schäden minimiert werden.
  6. Incident Response Plan: Ein speziell geschultes Team und eine ständig verfügbare Notfalltelefonnummer sind wichtig, um im Ernstfall sofort reagieren zu können. Notfallhandbücher mit klaren Plänen und Anweisungen sollten zentral zugänglich sein, damit jeder weiß, was im Falle eines Cyberangriffs zu tun ist.
  7. Notfallhandbücher: Notfallhandbücher sollten regelmäßig getestet und aktualisiert werden, um mit den neuesten Bedrohungen und Technologien Schritt zu halten. Darüber hinaus sollten sie fester Bestandteil von Schulungen und Übungen sein, um sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter genau wissen, wie im Notfall zu reagieren ist.
Kenne deinen Feind: Bedrohung von außen

Genauso notwendig wie das Verständnis der eigenen Systeme ist das Wissen um die Bedrohungen, denen das Unternehmen von außen ausgesetzt ist. Cyberkriminelle entwickeln ständig neue Techniken und Tools, um in Systeme einzudringen. Unternehmen müssen daher stets auf dem Laufenden bleiben und sich über aktuelle Bedrohungen und Angriffsvektoren informieren. Um sich effektiv vor diesen Bedrohungen zu schützen, sollten Unternehmen auf bewährte Threat Intelligence-Strategien setzen. Der Einsatz von Threat Intelligence Services, die aktuelle Informationen über potenzielle Bedrohungen und deren Taktiken, Techniken und Verfahren (TTPs) liefern, ist dabei entscheidend. IT-Verantwortliche müssen zusätzlich sicherstellen, dass alle Systeme und Software regelmäßig aktualisiert und gepatcht werden, um bekannte Schwachstellen zu schließen. Schließlich trägt eine kontinuierliche Netzwerküberwachung dazu bei, mögliche Anomalien und potenzielle Angriffe frühzeitig zu erkennen und abzuwehren.

Der integrative Ansatz zur Cybersecurity

Langfristigen Erfolg bietet nur ein ganzheitlicher Ansatz zur Cybersecurity, der interne als auch externe Aspekte berücksichtigt. Unternehmen sollten eine Sicherheitskultur schaffen, die alle Bereiche der Organisation durchdringt. Vier Faktoren sind hierfür ausschlaggebend:

  1. Kultur der Sicherheit: Cybersecurity sollte als gemeinsame Verantwortung im Unternehmen und nicht nur als Aufgabe der IT-Abteilung gesehen werden. Regelmäßige Bootcamps, bei denen sich Abteilungen austauschen und gemeinsam Szenarien durchspielen, fördern eine umfassende Sicherheitskultur und stärken die Zusammenarbeit, insbesondere in großen Unternehmen.
  2. Interne Kommunikation: Es braucht klare Kommunikationswege für Sicherheitsvorfälle und -fragen.
  3. Zusammenarbeit zwischen OT- und IT-Experten: Die enge Zusammenarbeit zwischen Experten für Operational Technology (OT) und Information Technology (IT) ist essenziell, um umfassende Sicherheitsstrategien zu entwickeln, die sowohl die Produktion als auch die Informationssysteme umfassen.
  4. Komplexität der Infrastruktur: Um die Anlagen, Prozesse und Regelkreise und ihre unmittelbaren Auswirkungen zu verstehen, müssen die Maßnahmen genau koordiniert werden. Eine Störung oder ein Ausfall durch falsch eingesetzte Technologien kann in komplexen Infrastrukturen zu fatalen und irreversiblen Situationen führen.
Zukunftsausblick: Trends und Entwicklungen in der Cybersecurity

In einer sich ständig weiterentwickelnden digitalen Welt ist es wesentlich, nicht nur die aktuellen Bedrohungen zu verstehen, sondern auch zukünftige Entwicklungen im Blick zu haben. Zu den Technologien, die die Zukunft der Cybersecurity prägen werden, zählen:

Quantencomputer haben das Potenzial, die heutigen Verschlüsselungsmethoden zu überwinden. Unternehmen müssen sich daher auf die Einführung quantensicherer Verschlüsselungstechniken vorbereiten, um künftigen Bedrohungen wirksam zu begegnen. Die Entwicklung der Quantenkryptographie wird dabei ein zentraler Faktor sein, um die Vertraulichkeit und Integrität sensibler Daten zu garantieren. Gleichzeitig bietet die Blockchain-Technologie robuste Mechanismen zur Gewährleistung der Datenintegrität und kann in Bereichen wie sichere Transaktionen und Identitätsmanagement wirksam eingesetzt werden. Ihr dezentraler Charakter erschwert es Angreifern, Daten zu manipulieren oder sich unberechtigten Zugang zu verschaffen.

Algorithmen, Machine Learning (ML) und Künstliche Intelligenz (KI) spielen weiterhin eine Schlüsselrolle bei der Erkennung und Abwehr von Bedrohungen. Diese Technologien ermöglichen die Analyse großer Datenmengen und die Identifizierung von Anomalien in Echtzeit. Dadurch erkennen automatisierte Sicherheitslösungen Bedrohungen schneller und bewältigen Sicherheitsvorfälle effizienter. Parallel dazu wird das Zero-Trust-Modell an Bedeutung gewinnen, das auf der turnusmäßigen Überprüfung von Nutzern und Geräten basiert. Unternehmen werden auf diese Architektur setzen, da perimeterbasierte Ansätze allein nicht mehr ausreichen, um moderne Netzwerke abzusichern.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Sicherheit der Lieferkette. Jüngste Ereignisse haben eindrucksvoll gezeigt, dass Komponenten manipulationsanfällig sein können. Unternehmen müssen sicherstellen, dass alle Teile der Supply Chain überprüft und gesichert sind, um Schwachstellen zu minimieren.

Nicht zuletzt werden strengere Datenschutzgesetze und -vorschriften die Unternehmen dazu bewegen, ihre Cybersecurity-Strategien anzupassen. Die Einhaltung von Vorschriften wie der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), NIS-2, KRITIS oder IEC 62443 ist nach wie vor von größter Bedeutung. Es ist davon auszugehen, dass künftige regulatorische Entwicklungen weiterhin strenge Anforderungen an den Schutz personenbezogener Daten stellen werden.

Fazit: die technische Infrastruktur absichern

Cybersecurity ist ein kontinuierlicher Prozess der Verbesserung und Anpassung. Unternehmen, die ihre Systeme und die Bedrohungslandschaft genau kennen, sind besser gerüstet, um Angriffe abzuwehren und ihre Daten zu schützen. Ein integrierter Ansatz, Investitionen in neue Technologien und die Förderung einer Sicherheitskultur durch regelmäßige Schulungen können die Cybersecurity-Strategie auf die nächste Stufe heben. Ein ganzheitlicher Ansatz und ein tiefes Verständnis der Infrastruktur und ihrer Angriffsvektoren sind die Voraussetzung für die Sicherheit der Unternehmenssysteme. Die Berücksichtigung zukünftiger Trends macht Unternehmen nicht nur sicherer, sondern ist auch die Grundlage für künftige Wettbewerbsfähigkeit durch innovative Produkte und Services in einer zunehmend digitalen Welt.

Autor: Maurice Al-Khaliedy, Senior Principal bei Spike Reply

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