In der heutigen digitalisierten Welt nimmt die Bedrohungslage für IT-Infrastrukturen stetig zu. Cyberangriffe werden immer raffinierter und schwerwiegender, was dazu führt, dass Unternehmen verstärkt auf Security Operations Centers (SOCs) setzen, um ihre Netzwerke zu überwachen und Bedrohungen schnell zu identifizieren sowie darauf zu reagieren. Der Mangel an qualifiziertem Personal im Bereich Security Operations Centers (SOC) ist ein ernstes Problem, das sich auf die Effektivität der IT-Sicherheitsüberwachung auswirkt. Laut der IDC Studie „The State of Threat Detection, Investigation, and Response Report 2023”(1) können viele SOCs aufgrund von begrenzten Ressourcen nur etwa zwei Drittel ihrer IT-Umgebung angemessen überwachen. Der Fachkräftemangel, kombiniert mit unzureichender Automatisierung in den Bereichen Bedrohungserkennung, Untersuchung und Reaktion (TDIR), verschärft die Situation zusätzlich.
Es zeigt sich, dass die Automatisierung in SOCs nur begrenzt eingesetzt wird. Nur 53 % der befragten Experten haben ihre Workflows automatisiert, was auf ungenutztes Potenzial in der Effizienz und Konsistenz der Sicherheitsmaßnahmen hinweist. Ohne ausreichende Automatisierung und Ressourcen bleiben viele Bedrohungen und Schwachstellen potenziell unerkannt, was erhebliche Risiken für Unternehmen darstellen kann.
Der globale Markt für Cybersicherheitsfachkräfte konnte in den letzten Jahren die steigende Nachfrage nach qualifiziertem Personal nicht decken. Laut dem (ISC)² Cybersecurity Workforce Study von 2022 fehlen weltweit rund 3,4 Millionen Fachkräfte im Bereich der IT-Sicherheit. Viele Unternehmen sehen sich dadurch gezwungen, ihre SOC-Teams zu verkleinern oder Aufgaben an externe Dienstleister zu vergeben. Dies führt unweigerlich zu einer höheren Anfälligkeit für Cyberangriffe, da kritische Bereiche der IT-Infrastruktur unzureichend überwacht werden können.
Die Lücken im Personalbestand wirken sich nicht nur auf die Fähigkeit aus, auf Sicherheitsvorfälle zu reagieren, sondern erschweren auch proaktive Bedrohungserkennung. SOC-Mitarbeiter stehen unter ständigem Druck, was häufig zu Burnout und hoher Fluktuation führt. Wie also können Unternehmen diesem Problem entgegenwirken und gleichzeitig die Effizienz ihrer Sicherheitsoperationen erhöhen?
Der Fokus auf Automatisierung könnte helfen, den Fachkräftemangel teilweise auszugleichen und die Überwachung der IT-Infrastrukturen effektiver zu gestalten. Die Nutzung moderner Technologien, die den Arbeitsaufwand reduzieren und gleichzeitig die Bedrohungserkennung und -reaktion verbessern, ist also zwingend notwendig. Eine zentrale Rolle können hierbei Security Information and Event Management (SIEM)-Systeme spielen.
SIEM-Technologien als Antwort?
Security Information and Event Management (SIEM) ist eine Technologie, die Sicherheitsexperten bei der Überwachung und Analyse von Sicherheitsvorfällen unterstützt. Sie sammelt und aggregiert in Echtzeit Daten aus verschiedenen Quellen wie Firewalls, Intrusion-Detection-Systemen und Endpunkt-Sicherheitslösungen. SIEM-Systeme analysieren diese Daten, um potenzielle Sicherheitsbedrohungen zu erkennen und zu melden. Mit dieser umfassenden Sicht auf die IT-Umgebung können Sicherheitsvorfälle schneller und effizienter bearbeitet werden.
Damit kann der Einsatz von SIEM-Systemen SOC-Teams auch hinsichtlich ihres Arbeitspensums entlasten. Sicherheitsereignisse werden automatisch analysiert und priorisiert, wodurch sich SOC-Mitarbeiter wieder vermehrt auf die dringlichsten Bedrohungen konzentrieren können. Eine Gartner-Studies stellt fest, dass „SIEM-Lösungen Unternehmen dabei helfen, den Arbeitsaufwand ihrer Sicherheitsanalysten um bis zu 30 % zu reduzieren, indem sie die Erkennung und Analyse von Bedrohungen automatisieren und so die Reaktionszeiten verkürzen“ .
Die Effizienzsteigerung durch SIEM-Technologien ist jedoch nicht nur in der Automatisierung von Routineaufgaben zu finden. Viele SIEM-Systeme bieten fortschrittliche Analysefunktionen, die Bedrohungen erkennen, bevor sie Schaden anrichten. Durch die Integration von Threat Intelligence können SIEM-Systeme potenzielle Angriffe bereits in einer frühen Phase identifizieren und blockieren. Dies entlastet nicht nur die SOC-Mitarbeiter, sondern erhöht auch die Genauigkeit und Geschwindigkeit der Bedrohungserkennung.
Effizienzsteigerung durch künstliche Intelligenz in SOCs
Während SIEM-Systeme bereits eine signifikante Entlastung für SOC-Teams darstellen, geht die technologische Entwicklung im Bereich Cybersicherheit mittlerweile noch einen Schritt weiter. Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen (ML) haben das Potenzial, die Effizienz in SOCs weiter zu steigern und den Fachkräftemangel langfristig zu kompensieren. Laut einer Studie von Capgemini gaben 61 % der befragten Unternehmen an, dass KI ihre Sicherheitsabläufe verbessern konnte, indem sie die Zeit zur Erkennung von Sicherheitsvorfällen erheblich reduziere .
KI-gestützte Systeme können Sicherheitsdaten analysieren und Muster erkennen, die für menschliche Analysten schwer nachvollziehbar sind. Durch die Verarbeitung enormer Datenmengen in Echtzeit, wird zwangsläufig die Erkennung von Anomalien und unbekannten Bedrohungen verbessert. Dabei lernen die KI-Modelle ständig aus neuen Vorfällen und passen ihre Erkennungsalgorithmen entsprechend an. So können sie Angriffe schneller erkennen und effektiver abwehren.
Ein Beispiel für den Einsatz von KI in SOCs ist die Automatisierung von Incident-Response-Prozessen. KI-Systeme können Bedrohungen nicht nur erkennen, sondern auch eigenständig Maßnahmen ergreifen, um diese zu neutralisieren – ohne dass menschliche Intervention erforderlich ist. Dies spart Zeit und reduziert die Belastung des SOC-Personals erheblich. Steve Moore, Chief Security Strategist bei Exabeam, betont, dass „die Kombination aus Automatisierung und künstlicher Intelligenz in TDIR (Threat Detection, Investigation and Response)-Prozessen entscheidend ist, um Sicherheitsoperationen effizienter zu gestalten und gleichzeitig den Fachkräftemangel zu überbrücken“ .
Ein weiteres Einsatzfeld von KI ist die Verbesserung von Phishing-Erkennungsmechanismen. KI-Systeme können anhand von historischen Daten verdächtige E-Mails und Phishing-Versuche identifizieren und automatisch Maßnahmen ergreifen. Diese Systeme arbeiten rund um die Uhr und sind nicht auf menschliche Eingriffe angewiesen, was die Reaktionszeiten verkürzt und das Risiko einer erfolgreichen Cyberattacke minimiert.
Fazit: Technologische Lösungen als Schlüssel gegen den Fachkräftemangel in SOC´s
Der Fachkräftemangel in SOC´s stellt eine ernsthafte Herausforderung dar. Es gibt zwar noch keine „Ultima Ratio“ aber sehr effiziente Wege, dieses Problem zu entgegnen. SIEM-Technologien helfen, die Überwachung und Analyse von Sicherheitsvorfällen zu automatisieren und den Arbeitsaufwand für Sicherheitsexperten zu verringern. Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen können diese Prozesse noch weiter optimieren, indem sie nicht nur Daten analysieren, sondern auch eigenständig auf Bedrohungen reagieren.
Der Königsweg: Die Kombination aus SIEM-Systemen und KI-basierten Lösungen ermöglicht es Unternehmen, ihre Sicherheitsoperationen zu skalieren und die Effizienz zu steigern, ohne dass sie auf eine hohe Anzahl spezialisierter Fachkräfte angewiesen sind. Auch wenn die Implementierung dieser Technologien keine unmittelbare Lösung für den Fachkräftemangel darstellt, so kann sie doch dazu beitragen, die Arbeitsbelastung der SOC-Teams zu reduzieren und die IT-Sicherheit insgesamt zu verbessern.
Langfristig lohnt eine Investition in diese Technologien: Unternehmen, sind besser gerüstet gegen die wachsende Zahl von Cyberbedrohungen anzukämpfen. Die Effizienzgewinne durch den Einsatz von SIEM und KI können also dabei helfen, die negativen Auswirkungen des Fachkräftemangels abzumildern und gleichzeitig das Sicherheitsniveau zu erhöhen.
Von Egon Kando – Vice President, Sales EMEA, Exabeam
Quellen
- The State of Threat Detection, Investigation, and Response Report 2023 – LINK
- (ISC)² Cybersecurity Workforce Study 2022 – LINK
- Gartner: SIEM-Lösungen und ihre Auswirkungen auf SOCs – LINK
- Capgemini: AI for Cybersecurity – LINK
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