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Chat Control bedroht selbst die sichersten Messaging-Apps

14. Oktober 2025

Eine Studie von Surfshark zu beliebten Messaging-Apps zeigt, dass 90 % davon End-to-End-Verschlüsselung verwenden. Einige Messaging-Apps legen zwar großen Wert auf die Privatsphäre ihrer Nutzer, doch ihre Bemühungen sind möglicherweise auf lange Sicht nicht nachhaltig. Die Situation könnte sich bald ändern, da die EU derzeit eine Verordnung zum Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch vorschlägt, die als „Chat Control” bekannt ist. Damit sollen Regeln eingeführt werden, die Anbieter dazu verpflichten, private Kommunikationen zu scannen oder einen rechtmäßigen Zugang zu verschlüsselten Diensten zu implementieren.

„Eine End-to-End-Verschlüsselung für Kommunikation und andere digitale Dienste ist einfach unverzichtbar. Ohne sie werden alle anderen Bemühungen von Apps zum Schutz der Privatsphäre und Sicherheit der Nutzer weitgehend bedeutungslos. Vorschläge zur Einführung von Nachrichten-Scans würden unweigerlich Schwachstellen schaffen, die böswillige Akteure ausnutzen könnten. Es gibt keine teilweise Verschlüsselung: Entweder ist sie intakt oder sie ist gebrochen. Daher birgt eine Schwächung der Verschlüsselung die Gefahr, das Vertrauen in die digitale Infrastruktur Europas zu untergraben und einen gefährlichen globalen Präzedenzfall zu schaffen“, sagt Vytautas Kaziukonis, CEO von Surfshark.

Von den zehn beliebtesten Messaging-Apps bieten neun eine End-to-End-Verschlüsselung: Telegram, QQ, WhatsApp, WeChat, Messenger von Meta Platforms, Rakuten Viber Messenger, LINE, Signal und Apple Messages. Discord ist die einzige App unter den untersuchten, die keine End-to-End-Verschlüsselung für textbasierte Nachrichten bietet.

Die EU treibt jedoch den Vorschlag zur Chat-Kontrolle voran, über den am 14. Oktober 2025 abgestimmt werden soll, was Befürchtungen weckt, dass End-to-End-Verschlüsselungsdienste aus Europa verschwinden könnten. Wie die Untersuchung von Surfshark zeigt, waren zum Zeitpunkt der Studie (6. Oktober) acht Länder mit 269 Mitgliedern des Europäischen Parlaments (MdEP), die 37 % der EU-Bevölkerung vertreten, noch unentschlossen, wie sie sich positionieren sollen. Darunter war auch Deutschland, das mit 96 MdEP die größte Zahl an Vertretern stellt. Unterdessen sprachen sich 12 Länder für den Vorschlag aus, darunter Frankreich, das mit 81 MEPs das zweitgrößte Land nach der Anzahl der MEPs ist.

Surfshark ist in Zusammenarbeit mit der VPN Trust Initiative der festen Überzeugung, dass die Untergrabung der Verschlüsselung kein wirksames Mittel zur Verringerung von Online-Schäden ist. Wenn der Vorschlag angenommen wird, würde sich die Sicherheit von Messaging-Apps komplett verändern, da eine E2E-Verschlüsselung nicht mehr möglich wäre. Einige Anbieter haben bereits Bedenken geäußert und damit gedroht, den europäischen Markt zu verlassen.

Eine starke Verschlüsselung ist von entscheidender Bedeutung, da sie ein grundlegendes Menschenrecht darstellt, Einzelpersonen und Organisationen vor Cyberangriffen schützt, gefährdete Bevölkerungsgruppen schützt, die Weltwirtschaft unterstützt und ein Eckpfeiler sowohl der Demokratie als auch der Sicherheit ist.

Welche Messaging-Apps sind derzeit am sichersten?

Unter Berücksichtigung des Verschlüsselungsgrades und anderer analysierter Faktoren liegt Signal mit einer Punktzahl von 0,99 an der Spitze, was das Engagement für die Minimierung von Datenschutzrisiken für Nutzer angeht. Als eine der am häufigsten heruntergeladenen Messaging-Apps im Jahr 2025 zeichnet sie sich dadurch aus, dass sie nur minimale Daten sammelt, nämlich lediglich Telefonnummern, die ausschließlich für die Funktionalität der App verwendet werden, wie im App Store angegeben. Darüber hinaus vermeidet Signal jegliche Nachverfolgung der Nutzer. Durch den Einsatz quantensicherer Kryptografie zum Schutz der Kommunikation und den Verzicht auf KI-Funktionen, die bei Missbrauch die Privatsphäre gefährden könnten, stellt Signal sicher, dass die Unterhaltungen der Nutzer so privat und sicher wie möglich bleiben.

LINE liegt mit der niedrigsten Punktzahl an letzter Stelle, gefolgt von Discord, Rakuten Viber Messenger und Messenger von Meta Platforms, die alle unter der Durchschnittspunktzahl von 0,52 für die analysierten Apps liegen. Laut den Informationen im App Store sind LINE, Discord und Rakuten Viber Messenger die einzigen Apps, die Daten für die Nutzerverfolgung sammeln dürfen. Messenger von Meta Platforms hingegen gibt offen zu, dass es eine Vielzahl von Datentypen – 30 von 35 im App Store aufgeführten – für Zwecke außerhalb der App-Funktionalität sammeln darf. Zu diesen potenziellen Verwendungszwecken gehören unter anderem Werbung, Produktpersonalisierung oder die Analyse des Nutzerverhaltens.

90 % der analysierten Messaging-Apps bieten KI-Funktionen, die potenziell die Datenschutzrisiken erhöhen könnten. Beispielsweise könnte KI verwendet werden, um private Unterhaltungen zusammenzufassen oder persönliche Nachrichten zu übersetzen. Diese Funktionen bieten zwar Vorteile, werfen aber auch Bedenken hinsichtlich des Zugriffs auf Informationen auf, die privat sein und nur für den Absender und Empfänger sichtbar sein sollten. Darüber hinaus können Nutzer KI-Assistenten in laufende Unterhaltungen mit anderen integrieren oder sogar mit der KI als Freund interagieren. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass Nutzer nicht nur Informationen mit einem virtuellen Freund teilen, sondern tatsächlich Daten an das Unternehmen weitergeben, dem die App oder der KI-Dienst gehört.

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Bild/Quelle: https://depositphotos.com/de/home.html

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