Anlässlich der Veröffentlichung der SAP-Quartalszahlen am 27. Januar 2022 äußern sich Christine Grimm, DSAG-Fachvorständin Transformation, und Thomas Henzler, DSAG-Fachvorstand Lizenzen, Service & Support, zu den Entwicklungen rund um RISE with SAP und das SAP-Cloud-Geschäft.
„Schon die vorläufigen SAP-Zahlen aus dem vierten Quartal 2021 belegen: Der Software-Hersteller macht Fortschritte im Cloud-Geschäft. Doch der Weg in die Cloud geht für die Anwenderunternehmen mit einigen Herausforderungen einher. Klassische ERP-Strukturen, wie Anwender sie aus der Vergangenheit im On-Premise-Kontext kannten, sind in der Cloud häufig zu komplex und lassen sich nur schwer in Einklang mit einer Cloud-Philosophie bringen. Die SAP-Strategie entwickelt sich immer stärker weg von einem ehemals monolithischen Ansatz hin zu einer modularen Applikationslandschaft mit standardisierten Software-as-a-Service-Produkten wie der S/4HANA Public Cloud. Die SAP Business Technology Platform soll Kunden ermöglichen, ihre Systeme mit eigenen Anwendungen oder mit SAP-Services wie z.B. Artificial-Intelligence-Lösungen zu erweitern. Die Konsequenz: Um einen Ende-zu-Ende-Prozess abzubilden, braucht es teilweise mehrere unterschiedliche Lösungen möglicherweise auf verschiedenen technologischen Plattformen. Das liegt unter anderem an den SAP-Zukäufen aus der Vergangenheit. Gleichzeitig unterstreicht diese Tatsache, wie notwendig es ist, die Lösungen zu harmonisieren.
Eine weitere Herausforderung für die Unternehmen sind in diesem Zusammenhang die fehlenden SAP-Berater am Markt. Sobald unterschiedliche Lösungen für einen Ende-zu-Ende-Prozess benötigt werden, sind zumeist auch verschiedene Berater erforderlich. Doch die SAP-Strategie hin zur Cloud-Company stellt auch die Partner vor Herausforderungen. Aktuell bildet die SAP-Partnerlandschaft viele Beratungsdienstleistungen rund um die SAP-Produkte ab. Wenn SAP ihre Strategie wechselt und Produkte abkündigt bzw. konsolidiert, müssen auch SAP-Partner ihren Fokus ändern, was es wiederum erschwert, Berater entsprechend auszubilden.
Damit SAP nachhaltig mit zufriedenen Cloud-Kunden erfolgreich ist, braucht es neben einer belastbaren Produktstrategie mit entsprechenden Beraterkapazitäten auch ausgereifte und integrierte Cloud-Produkte sowie attraktive Lizenzmodelle. On-Premise-Kunden dürfen zugunsten der Cloud in Zukunft keine Nachteile erfahren. Zudem gibt es nach wie vor Kunden und Branchen, für die zunächst grundsätzliche Fragestellungen zu Cloud-Produkten gelöst werden müssen.
Wenngleich die vorläufigen SAP-Quartalszahlen belegen, dass das SAP-Cloud-Geschäft wächst, darf nicht vergessen werden: Die Software allein macht noch keine Transformation. Letztlich ist jeder Transformationsprozess ein umfassender, vielschichtiger Change-Prozess, quasi die ‚Metamorphose‘ eines Unternehmens. Von deren fundamentalem Wandel sind Strategie, Kultur und Organisation betroffen. Diese Herausforderungen in ihrer ganzen Komplexität gilt es zu verstehen und zu begleiten. Hierzu müssen kompetente Partner den Wandel auf Augenhöhe mit den Kundenunternehmen individuell erarbeiten, greifbar und damit umsetzbar machen. Das erfordert aber auch nachhaltige Transformations- und Enablement-Programme sowohl auf der Partner- als auch auf der SAP-Seite.
Transformationen sind sehr volatile, agile Prozesse und Unternehmen weisen in der Regel heterogene Reifegrade und unterschiedliche Historien auf. Aus diesem Grund ist es schwer zu verstehen, wie ein ‚Business-Transformation-As-a-Service-Paket‘ wie RISE with SAP diese Komplexität ‚lichten‘ soll. An dieser Stelle erwarten wir von SAP mehr Klarheit und ein ganzheitliches Verständnis. Nicht Business-Transformation-as-a-Service, sondern Business-Transformation auf Augenhöhe ist gefordert.“
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