
Halbjahresanalyse 2025: Trends im Markt für Foundation-Modelle und deren Wirtschaftlichkeit + Die Landschaft der großen Sprachmodelle (LLMs) verändert sich rasant – und mit ihr die Vorlieben der Unternehmenswelt. Wie ein neuer Bericht von Menlo Ventures zeigt, hat sich das KI-Forschungslabor Anthropic als führender Anbieter für Unternehmen etabliert – noch vor Branchenpionier OpenAI.
Demnach hält Anthropic mittlerweile 32 Prozent des unternehmensbezogenen Marktanteils, gemessen an der tatsächlichen Nutzung von Sprachmodellen. OpenAI folgt mit 25 Prozent auf Platz zwei. Grundlage dieser Zahlen ist eine breit angelegte Befragung von mehr als 150 technischen Führungskräften aus Start-ups und etablierten Unternehmen.
Im Vergleich zum letzten umfassenden Bericht von Menlo Ventures aus dem November 2024 liefert das aktuelle Update klarere Antworten auf zentrale Fragen des LLM-Markts:
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Hält die Nachfrage nach LLM-APIs mit dem Wachstum generativer KI-Anwendungen Schritt?
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Wie schnell entwickeln sich die Modelle weiter – und auf welchem Qualitätsniveau?
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Können Open-Source-Modelle zu kommerziellen Angeboten aufschließen?
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Und wo entsteht langfristig unternehmerischer Mehrwert?
Die Analyse zeigt: Die Investitionen in Modell-APIs sind in nur sechs Monaten auf 8,4 Milliarden US-Dollar gestiegen – eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr. Unternehmen investieren nicht nur verstärkt in die Entwicklung, sondern auch in den produktiven Einsatz von LLMs.
Besonders in der Codegenerierung verzeichnen KI-Modelle große Fortschritte. Zudem gewinnen neue Trainingsmethoden – etwa Reinforcement Learning mit verifizierenden Feedbackschleifen – an Bedeutung. Derweil verliert Open Source leicht an Tempo: Die zuletzt verlangsamte Innovationsdynamik westlicher Forschungslabore hat den Einsatz offener Modelle in der Industrie spürbar gebremst.
Der Effekt: Unternehmen konzentrieren sich zunehmend auf wenige leistungsstarke Closed-Source-Modelle – allen voran auf die Angebote von Anthropic, das sich damit als neuer Branchenprimus positioniert.
Grafik Quelle: Menlo Ventures
Anthropic überholt OpenAI bei der Nutzung großer Sprachmodelle in Unternehmen
Noch Ende 2023 dominierte OpenAI mit einem Marktanteil von 50 Prozent den LLM-Sektor für Unternehmen. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet: OpenAIs Anteil ist auf 25 Prozent gesunken – nur noch halb so viel wie vor zwei Jahren.
Anthropic ist mit 32 Prozent neuer Spitzenreiter auf dem Markt für unternehmensspezifische KI-Modelle. Dahinter folgen Google mit 20 Prozent, Meta’s Llama mit 9 Prozent und DeepSeek mit lediglich 1 Prozent, trotz viel beachteter Einführung Anfang 2025.
Grafik Quelle: Menlo Ventures
Der Aufstieg von Anthropic nahm im Juni 2024 mit der Veröffentlichung von Claude Sonnet 3.5 Fahrt auf. Mit Claude Sonnet 3.7 im Februar 2025 gelang erstmals ein funktionaler Einblick in ein agentenorientiertes LLM. Die Modelle Claude Sonnet 4, Opus 4 und Claude Code, die bis Mai 2025 erschienen, festigten Anthropics neue Führungsrolle.
Drei zentrale Trends trugen entscheidend zur Dynamik bei:
1. Codegenerierung als erste Killerapplikation der KI:
Claude entwickelte sich schnell zum bevorzugten Werkzeug für Entwickler – mit einem Marktanteil von 42 Prozent bei der Codegenerierung, mehr als doppelt so viel wie OpenAI mit 21 Prozent. Innerhalb eines Jahres entstand so ein Ökosystem im Wert von 1,9 Milliarden US-Dollar – mit neuen Tools wie KI-IDEs (Cursor, Windsurf), App-Buildern (Lovable, Bolt, Replit) und Coding-Agenten (Claude Code, All Hands).
2. Skalierung durch verstärkendes Lernen mit Verifizierern:
Nachdem das Pretraining mit immer größeren Datenmengen an Grenzen stieß, setzte sich 2024 Reinforcement Learning mit verifizierbaren Belohnungen (RLVR) durch – insbesondere in deterministisch prüfbaren Bereichen wie der Programmierung.
3. Modelltraining als Agenten mit Tool-Nutzung:
Statt monolithische Antworten zu liefern, lernen LLMs zunehmend, problemlösend zu denken, Tools zu nutzen und ihre Antworten iterativ zu verbessern. 2025 gilt als das „Jahr der Agenten“, in dem Anthropic eine Vorreiterrolle einnahm – unter anderem durch die Integration von Werkzeugen wie Suche, Rechner und Codierungsumgebungen über das Model Context Protocol (MCP).
Open-Source-Modelle verlieren in Unternehmen an Boden
Der Einsatz von Open-Source-Modellen in Unternehmen ist rückläufig: Nur noch 13 Prozent der KI-Workloads basieren aktuell auf offenen Modellen – ein Rückgang gegenüber 19 Prozent vor sechs Monaten.
Trotz zahlreicher neuer Markteinführungen bleibt Metas Llama das meistverwendete Open-Source-Modell, auch wenn die Veröffentlichung von Llama 4 im April hinter den Erwartungen zurückblieb.
Die Open-Source-Landschaft war in den vergangenen Monaten weiterhin aktiv: Neue Modelle kamen unter anderem von DeepSeek (V3, R1), Bytedance Seed (Doubao), Minimax, Alibaba, Moonshot AI und Z AI. Über die Plattform OpenRouter lassen sich viele dieser Modelle zentral über eine API testen.
Open-Source-Modelle bieten Unternehmen klare Vorteile – etwa größere Anpassungsfreiheit, potenziell geringere Kosten sowie die Möglichkeit zur Bereitstellung in privaten Cloud- oder On-Premise-Umgebungen. Dennoch bleibt die Leistungslücke zu Closed-Source-Modellen bestehen: Der Rückstand beträgt weiterhin etwa neun bis zwölf Monate.
Erschwerend kommen die technischen Herausforderungen bei der Implementierung sowie eine zunehmende Zurückhaltung westlicher Unternehmen gegenüber APIs chinesischer Anbieter hinzu – viele der neuen leistungsfähigen Open-Source-Modelle stammen von dort. Diese Faktoren haben dazu geführt, dass der Marktanteil offener Modelle stagniert.
Grafik Quelle: Menlo Ventures
Menlo Ventures zieht Bilanz: Wohin steuert der KI-Markt?
Die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz bleibt schwer vorhersehbar. Der Markt ist in ständiger Bewegung – mit wöchentlichen Modellneuerungen, technologischen Fortschritten auf Basisebene und kontinuierlich sinkenden Kosten.
Fest steht jedoch: Die Grundlagen für eine neue Generation nachhaltiger KI-Unternehmen sind gelegt. Sie bauen auf der heutigen Infrastruktur auf und prägen die nächste Phase der KI-Entwicklung.
Menlo Ventures begleitet seit Jahren Gründerinnen und Gründer im Bereich KI-Infrastruktur – darunter Unternehmen wie Anthropic, Cleanlab, Goodfire, Mercor, OpenRouter, Pinecone und Unstructured.
Wer an der Schnittstelle von Infrastruktur, Tools und Anwendungen für das KI-Zeitalter arbeitet, ist eingeladen, mit Menlo Ventures in Kontakt zu treten.
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