Die Chief Risk Officer (CROs) deutscher Banken stehen unter Druck. Seit der Finanzkrise müssen sie regulatorische Herausforderungen meistern, deren Ende noch nicht abzusehen ist: Die Aufsicht setzt fortlaufend neue Schwerpunkte – derzeit beispielsweise auf IT- und Nachhaltigkeitsrisiken. Dies führt unweigerlich dazu, dass das Aufgabenfeld von Risikomanagern erweitert und ihr Bereich personell aufgestockt werden muss. Auch die Anforderungen interner Stakeholder steigen. Vor allem in Krisen wie der COVID-19-Pandemie wird deutlich: Flexible Risikoüberwachung ist wichtiger denn je.
Dazu kommt der Kostendruck, dem die Banken durch die anhaltende Niedrigzinsphase und den wachsenden Wettbewerb ausgesetzt sind. Für CROs bedeutet dies in der Regel, dass sich hohe laufende Kosten oder Personalaufbau selbst durch klar formulierte regulatorische Anforderungen nicht mehr begründen lassen. „Um in diesem Spannungsfeld zwischen regulatorischen Vorgaben und Kostendruck agieren zu können, ist es in den meisten Fällen ratsam, das Risikomanagement radikal umzustrukturieren“, sagt Stefano Hartl, Partner bei KPMG im Bereich Financial Services.
Whitepaper unterstützt Risikomanagement-Transformation
Mit dem aktuellen Whitepaper „Risikosteuerung 2025“ will KPMG Banken Wege für eine flexible und jederzeit handlungsfähige Risikoüberwachung aufzeigen. Die Empfehlungen basieren auf den Ergebnissen einer weltweiten KPMG-Studie, an der CROs von rund 80 Banken aus 20 Ländern teilgenommen haben. „Mit unserem Whitepaper möchten wir dazu beitragen, dass Risikomanager auf künftige Herausforderungen schnell und angemessen reagieren können“, so Stefano Hartl. Vier zentrale Thesen haben die Experten der KPMG aus der Studie abgeleitet und zu einer Transformationsagenda für die Risikosteuerung in Banken zusammengefasst.
1) Strategische Entscheidungen sind jetzt notwendig
Die Aufgaben von Risikomanagern werden immer komplexer und umfangreicher. Strategische Entscheidungen sollten daher so schnell wie möglich getroffen werden. Die KPMG-Marktumfrage zeigt: Vor allem große Banken steigern bereits ihre Effizienz, indem sie in Informationstechnologien investieren, ihr Datenmanagement verbessern und Prozesse optimieren. Stefano Hartl: „Nutzen Banken diese Programme, um ihre Ressourcen von einfachen Aufgaben hin zu anspruchsvollen, neuen Tätigkeiten umzuverteilen, kann auch die Kostenbasis des Risikomanagements profitieren – etwa wenn nach der Umstrukturierung ein größeres Aufgabenspektrum mit geringerem Personalaufwand bewältigt werden kann.“ Die Empfehlung des KPMG-Experten: CROs sollten jetzt den Standort ihrer Bank bestimmen, konkrete Ziele für Effektivität und Effizienz festlegen und künftige Investitionen in eine klare Reihenfolge bringen. Vorrang haben dabei Investitionen, die finanzielle Spielräume schaffen.
2) Risikomanagement muss die Wertschöpfungskette beachten
Die Organisation entlang der wesentlichen Risikoarten ist markttypisch – und erschwert oft die Zusammenarbeit der verschiedenen Risikomanagementbereiche. Eine Neuausrichtung entlang der Wertschöpfungskette – von der Datenbeschaffung bis hin zum analytischen Risiko-Controlling – kann hier helfen. Auch die Bündelung ähnlicher Aufgaben in den einzelnen Risikoarten und das kritische Hinterfragen der Verteilung von Rollen und Verantwortlichkeiten im Risikomanagement kann dazu beitragen, Mitarbeiterkapazitäten für Risiko-Controlling-Aufgaben freizusetzen. Die Studie belegt: Viele große, internationale Banken richten ihr Risikomanagement bereits klar an ihrer Wertschöpfungskette aus und steigern auf diese Weise ihren Erfolg.
3) Technologische Trends helfen bei der Transformation der Risikosteuerung
Die CROs großer Banken haben es laut Umfrage erkannt: Eine flexible und skalierbare IT-Architektur macht Risikomanagement konkurrenzfähig. Zu den wichtigsten Trends in der Branche gehört der Einsatz von Cloud-Lösungen, die beispielsweise Risikorechnungen bis zu einem Faktor von 50 beschleunigen können. Zudem verzeichnet die Studie einen starken Trend hin zu Vendor-Systemen, die bei der Risikomodellierung unterstützen. Besonders gefragt sind auch Advanced Analytics und Machine Learning, die die Analyse und das Reporting von Risikodaten erleichtern und durch aussagekräftige Vorhersagen ergänzen.
4) Eine Optimierung der Risikoprozesse schafft notwendige Freiräume
Die Studie zeigt: Rund drei Viertel der großen und mittleren Banken haben Programme gestartet, um ihre Risikoprozesse zu verbessern – laut Hartl ein wichtiger Schritt: „Zusammen mit der Transformation von Organisationsstruktur und IT-Architektur kann dies Kapazitäten für weitere wertschöpfende Tätigkeiten freisetzen.“ Vor allem das Risiko-Reporting, das Operational-Risk-Management sowie Compliance- und Kreditprozesse stehen laut KPMG-Studie dabei im Fokus. „CROs sollten jetzt ihre eigene Optimierungs- und Automatisierungsstrategie anstoßen und aktiv gestalten“, so Stefano Hartl. „Wir unterstützen sie dabei mit unserer Branchenexpertise – von der strategischen Standortbestimmung und Reifegradanalyse bis zur Umsetzung.“
Stefano Hartl ist Partner bei KPMG im Bereich Financial Services. Er leitet den Kompetenzbereich Finance, Risk & Compliance Services, der sich mit Lösungen von regulatorischen, technologischen und organisatorischen Herausforderungen beschäftigt. Ein Schwerpunkt ist die Steuerung komplexer Transformationsprojekte.
Studienergebnisse im Whitepaper „Risikosteuerung 2025“, in dem die Experten von KPMG eine Transformationsagenda für die Risikosteuerung in Banken aufzeigen.