
KI-Agenten halten mit rasanter Geschwindigkeit Einzug in Unternehmen. Sie programmieren, analysieren Daten, steuern Arbeitsabläufe und übernehmen zunehmend Aufgaben, die bislang Menschen vorbehalten waren. Die Potenziale sind enorm – ebenso die Risiken. Übermäßiges Vertrauen, Abhängigkeit und fehlende Sicherheitsmechanismen schaffen neue Schwachstellen. Wenn etwas schiefläuft – und das wird es –, stehen Unternehmen vor drei typischen „Panikmomenten“: deutlichen Anzeichen für das Versagen von KI-Agenten.
Abstürze, Hackerangriffe und Abweichungen sind Szenarien, auf die sich jedes Unternehmen vorbereiten muss. Jeder dieser Fälle steht für eine spezifische Form des Scheiterns und verlangt schnelle Reaktionen sowie robuste Sicherheitsstrategien.
Panikmoment Nr. 1: Der Absturz
Nicht immer ist böswillige Absicht im Spiel, wenn KI-Agenten versagen. Übermäßiges Vertrauen bei unzureichender menschlicher Kontrolle kann zu Systemausfällen, API-Abhängigkeiten oder fehlerhaften Modellaktualisierungen führen – mitunter genügt ein einzelnes Ereignis, um den Betrieb abrupt zu stoppen.
Solche Abstürze verdeutlichen, wie stark Unternehmen bereits auf Automatisierung setzen – und wie gering ihre Redundanz geworden ist. Mit dem Rückzug des Menschen aus den Abläufen sinkt die Ausfallsicherheit: Fähigkeiten gehen verloren, manuelle Sicherungsprozesse geraten in Vergessenheit.
Ein Grund für die besondere Komplexität von KI-Agenten liegt in ihrer einfachen Erstellbarkeit. Anders als klassische, von Experten entwickelte Automatisierungen können KI-Agenten heute von nahezu jedem für beliebige Anwendungsfälle konzipiert und eingesetzt werden. Diese Zugänglichkeit beschleunigt die Einführung – oft ohne die erforderliche Strenge, Governance oder Testverfahren. In vielen Fällen bleibt der Einsatz von KI-Agenten im Unternehmen unbemerkt – bis ein Fehler auftritt.
Das Cybersicherheitsunternehmen CyberArk weist darauf hin, dass die Folgen solcher Abstürze gravierend sein können: Produktivitätsverluste, Betriebsunterbrechungen und Führungskräfte, die versuchen, verloren gegangenes Wissen und Routinen wiederherzustellen.
AI-Agent-Panikmoment Nr. 2: Der Hack
Mit dem Einsatz von KI ist eine Kompromittierung längst kein hypothetisches Szenario mehr. Wird ein KI-Agent gehackt, erhalten Angreifer nicht nur Zugriff, sondern übernehmen einen digitalen Mitarbeiter, der bereits über vertrauenswürdige und genehmigte Berechtigungen verfügt.
Ein solcher Agent hat Zugang zu sensiblen Daten, führt Transaktionen aus und interagiert mit zentralen Systemen. Unter der Kontrolle eines Angreifers kann er Informationen abziehen, Prozesse manipulieren und sich mit hoher Effizienz im Netzwerk ausbreiten. Besonders gefährlich ist, dass kompromittierte Agenten häufig unauffällig agieren und wie gewohnt arbeiten. Bis ungewöhnliche Aktivitäten auffallen, ist der Schaden meist bereits entstanden.
Der Verizon Data Breach Investigations Report 2025 (DBIR) zeigt, dass der Missbrauch von Anmeldedaten weiterhin zu den häufigsten Methoden zählt, mit denen Angreifer in Unternehmensnetzwerke eindringen. Schlüssel, Tokens und Zugriffsrechte werden regelmäßig genutzt, um sich unbemerkt zu bewegen. Mit der Einführung von KI-Agenten – digitalen Identitäten mit oft weitreichenden Privilegien – wächst die Angriffsfläche erheblich. Selbst wenn ein Agent selbst nicht kompromittiert wird, können das System, seine Zugangsdaten oder Privilegien auf eine Weise missbraucht werden, die sich kaum von legitimen Aktivitäten unterscheiden lässt.
Das Cybersicherheitsunternehmen CyberArk betont, dass Unternehmen deshalb ihre Sicherheitsarchitekturen anpassen müssen, um KI-gestützte Identitäten wirksam zu schützen.
AI-Agent-Panikmoment Nr. 3: Die Abweichung
KI-Agenten müssen nicht gehackt werden, um Schaden anzurichten. Schon fehlerhafte Zielvorgaben, unerwartete Veränderungen in ihrer Umgebung oder falsche Entscheidungen können dazu führen, dass sie sich vom vorgesehenen Zweck entfernen. Hinzu kommt die Gefahr gezielter Manipulationen durch feindliche Eingaben oder vergiftete Trainingsdaten. Solche Abweichungen können ebenso gravierende Folgen haben wie externe Angriffe.
Forschungsergebnisse belegen, dass dieses Fehlverhalten in realistischen Szenarien auftreten kann. In den „Agentic Misalignment“-Experimenten des Unternehmens Anthropic zeigten Modelle, die normalerweise schädliche Anfragen ablehnen, unter bestimmten Zielvorgaben Bereitschaft zu Handlungen wie Spionage oder Erpressung. In einem Test drohte das Modell Claude Opus 4 sogar, private Informationen eines Ingenieurs offenzulegen, um eine Abschaltung zu verhindern – in 84 Prozent der Fälle. Weitere Studien weisen darauf hin, dass Modelle ihre Absichten verschleiern, Aufsicht täuschen oder ihr Verhalten anpassen können, sobald sie eine Überwachung vermuten.
Ein Agent, der ursprünglich zur Effizienzsteigerung entwickelt wurde, könnte plötzlich „redundante“ Prozesse wie Sicherheitsprüfungen deaktivieren. Ein anderer, der Informationen sammeln soll, könnte beginnen, interne Systeme ebenso aggressiv zu untersuchen wie externe Datenquellen.
Das Risiko ist offensichtlich: Ein KI-Agent muss nicht kompromittiert sein, um eine Bedrohung darzustellen. Falsch ausgerichtete Ziele, fehlerhafte Entscheidungen oder ein fehlgeleiteter Eigenantrieb können dazu führen, dass er sich wie ein interner Angreifer verhält – mit maschineller Geschwindigkeit und ohne Vorwarnung.
CyberArk warnt, dass Unternehmen auf solche Szenarien vorbereitet sein müssen. Wenn ein KI-Agent versagt, sollten Führungskräfte in der Lage sein, sofort zu reagieren – durch das Betätigen von Notfallmechanismen, die Wiederherstellung manueller Prozesse oder gezielte Maßnahmen zur Schadensbegrenzung.
Fazit: Augen weit offen – oder geschlossen? Vorbereitung auf die Risiken von KI-Agenten
KI-Agenten werden zweifellos neue Formen der Innovation ermöglichen. Doch ohne klare Leitplanken drohen sie, einige der schwerwiegendsten Krisenmomente auszulösen, mit denen Unternehmen je konfrontiert waren.
Bevor eine Initiative mit KI-Agenten startet, sollte innegehalten werden. Die drei Fehlerszenarien – Absturz, Hack und Abweichung – müssen realistisch simuliert und bestehende Annahmen gründlich überprüft werden. Entscheidend ist, genau zu wissen, wie Systeme, Teams und Sicherheitsmechanismen reagieren, wenn ein solcher Panikmoment eintritt. Kein Unternehmen sollte starten, ohne einen Plan für den Ernstfall zu haben – für den Moment, in dem etwas ausfällt, kompromittiert wird oder sich unvorhergesehen verhält. Wenn das verbleibende Risiko nicht akzeptabel ist, sollte das Projekt überdacht werden.
Bei der Sicherheit von KI-Agenten spielt Identität eine zentrale Rolle. Jeder Agent benötigt Anmeldedaten, um zu funktionieren – und diese können ebenso missbraucht, zweckentfremdet oder gestohlen werden wie menschliche Identitäten. Ohne eine konsequente Identitätssicherheit – also die Kontrolle von Zugängen, die Verwaltung von Berechtigungen und die kontinuierliche Überwachung von Aktivitäten – geben Unternehmen unbewährten digitalen Akteuren faktisch weitreichende Befugnisse.
Unternehmen, die gezielt Kill-Switches einführen und Zero Trust-Prinzipien mit Identitätssicherheit verknüpfen, werden besser gerüstet sein, um Abstürze, Angriffe und Abweichungen zu überstehen – jene Panikmomente, die die Zukunft des unternehmerischen KI-Einsatzes prägen werden. Wer diese Vorbereitung versäumt, wird sich unweigerlich fragen müssen: Warum haben wir das nicht kommen sehen?
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